Eckpunkte für Lebendige Bücherei

Neue Bücherei für Roßdorf

Die Rossdörfer Grünen hatten eingeladen und trotz des aktuellen Wahlkampfes sind einige unabhängige Fachleute nach Roßdorf gekommen, weil Ihnen das Thema „Bücherei“ am Herzen liegt. Engelbert Jennewein, der sich als Grundschullehrer intensiv mit dem Thema Leseförderung auseinandergesetzt hatte, hat die Veranstaltung hervorragend vorbereitet und geleitet. Noch bevor die Veranstaltung richtig startete, konnte Moderator Jennewein den Leiter der derzeitigen Rossdörfer Bücherei, Herrn Mirz, begrüßen. Seine Rolle als Begründer und treibende Kraft über viele Jahre musste gewürdigt werden, denn jedes neue Konzept für eine Bücherei kann auf das dauerhafte und weitgehend ehrenamtliche Engagement von Herrn Mirz aufbauen – das Publikum reagierte mit einem Applaus.

„12 Eckpunkte für eine lebendige Bücherei“ stellte Jennewein in einer Präsentation an den Anfang des Abends. Diese Thesen sollten Richtschnur sein für das Gespräch mit den geladenen Gästen. Schon beim ersten Bericht wurde es sehr spannend. Büchereileiterin Schilling und Hauptamtsleiter Vitt aus Rodenbach berichteten von der dortigen Bücherei, die letztes Jahr eine Auszeichnung vom Bibliotheksverband bekommen hatte. Das besondere an Rodenbach ist, dass es aus zwei unterschiedlich großen Ortsteilen besteht, etwa so groß ist wie Roßdorf und in einer vergleichbaren Lage. Zum Oberzentrum Hanau sind es 8 km, nach Erlensee 5 km und nach Bruchköbel 10 km – alles Orte mit eigenen Büchereien. Vor 15 Jahren war in Rodenbach die mutige Entscheidung für einen Bücherei-Neubau getroffen worden. Eine Entscheidung – so wurde deutlich – die niemand bereut hat. Die Bücherei ist Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Gemeinde geworden. 24 Öffnungsstunden pro Woche werden von 3 hauptamtlichen Angestellten abgedeckt, 33.000 Medien stehen zur Verfügung, 84 Veranstaltungen wurden letztes Jahr angeboten. 59.000 Besucher und 118.000 Entleihungen wurden in der vergangenen Saison gezählt.

Projektunterricht in der Schule, Ferienangebote, Ausstellungen, Umweltberatung im Kindergarten, Zusammenarbeit mit Vereinen – die Bücherei steht nicht nur allen Gruppen der Bevölkerung mit Veranstaltungen und thematischen Bücherkisten zur Verfügung, es kann dort auch ein Cafe besucht werden und im Internet recherchiert werden. „Das ist es uns wert!“ antwortete Hauptamtsleiter Vitt auf die kritische Frage, ob eine Gemeinde dieser Größenordnung sich das leisten kann. Der Neubau in Rodenbach hat immerhin 950qm Meter Nutzfläche und kostet in jedem Jahr 236.000,-€.

„Hessen vorn – dies gilt nicht für Büchereien“, wusste Frau Duchmann vom Hessischen Bibliotheksverband zu berichten, denn Hessen ist in Deutschland Schlusslicht. Auch sie konnte die Erfahrung aus Rodenbach bestätigen, dass eine Bücherei nur dann großen Erfolg haben kann, wenn sie professionell betrieben wird und Angebote für alle Generationen macht. Der Versuch, nur eine Kinder- und Jugendbücherei zu schaffen, da waren sich die Expertinnen einig, würde schief gehen.

Steht eine öffentliche Bücherei im Widerspruch zu Schulbüchereien? Nein – war die klare Antwort. Die vorhandenen Schulbüchereien werden nicht nutzlos, das stellte die Leiterin der Rehbergschule Frau Beldermann klar, die in der Rehbergschule immerhin über rund 1.000 Bücher für 420 Schüler verfügt. Aber auch sie würde sich eine moderne öffentliche Bücherei wünschen, um Schülerinnen und Schüler noch besser an die Welt des Lesens heranführen zu können. „Ein neuer Büchereistandort an der Rehbergschule wäre mir sehr lieb“, war ihre Aussage, „aber wenn ein anderer Ort besser geeignet ist, dann laufen wir auch mit den Kindern dorthin.“

Eine zentrale Lage ist wichtig, waren sich alle Personen auf dem Podium einig, eine neue Bücherei an der Rehberghalle wäre gut, aber noch besser wäre ein Standort dort, wo schon Fußgängerströme vorhanden sind. Die Diskussion im Raum wurde lebhaft, weil im Publikum einige sachkundige Personen saßen, die aus anderen Büchereien berichten konnten. Die Suche nach einem neuen Standort für die Bücherei sollte aus Sicht aller Besucher zum Anlass genommen werden, ein professionelles Konzept zu erarbeiten. „Büchereien sind eine Investition in die Zukunft“ – es waren sich alle einig, dass die erheblichen Kosten für eine neue Bücherei allen Teilen der Bevölkerung zugute kommen und auch wirtschaftlich für den Standort Deutschland eine große Rolle spielen. Es war ein rundum gelungener Abend – die Besucher, darunter auch Gemeindevertreter der anderen Parteien, haben viel gefragt und viele Antworten bekommen. Wir Grünen haben nun eine Vorstellung davon, wie eine moderne Bücherei für Roßdorf funktionieren kann.

Robert Ahrnt – B90/Die Grünen Roßdorf + Gundernhausen

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