Atomausstieg und Arbeitsplätze

Milliardensummen auf Pfennigbeträge runtergerechnet (07.02.99)

Es war schon dreist was der Bremer Professor Pfaffenberger vor der Landtagswahl zu den Kosten und dem Arbeitsplatzabbau durch den Ausstieg aus der Atomenergie vorrechnete.
88 Milliarden koste der vollständige Ausstieg im Jahr 2004, und 150.000 Stellen würden vernichtet, behauptete er.
April April sagte er dann am Tag nach der Wahl. Er habe bei der Präsentation seines Gutachtens „wohl nicht deutlich genug erläutert“, dass es nur 23.000 Arbeitsplätze seien, weil natürlich auch neue Kraftwerke gebaut werden müssen. Und durch die verstärkte Nutzung von Wind Wasser, Sonne, Biomaterial und Kraft-Wärmekupplung sieht das kritische ÖKO-Institut sogar 200.000 Arbeitslätze neu entstehen.
Auch bei den Kosten zählte das Professorenwort nur bis zur Landtagswahl. Aus 200 Milliarden Kosten, wie es in der Presse zirkuliert, oder 88 Milliarden, wie es der Professor erst darstellte, werden nur 35 Milliarden, wenn man die Verzinsung der Rückstellungen einrechne..
Und jetzt kommt es ganz dick:
Umgerechnet auf den Strompreis und nach Abzug der Inflation würde der schnellen Atomausstieg gerade mal 0,5 Pfennig pro Kilowattstunde kosten. Derzeit zahlen Privathaushalte 27 Pfennig pro kWh.
Gefälligkeitsgutachten im Auftrag der Stromhersteller wurde die Studie genannt. Was stört es den Professor.
Wir Grüne hätten es natürlich gern, wenn alle Atomkraftwerke so schnell wie möglich abgeschaltet würden. Das Jahr 2004 wird aber sicher nicht für den kompletten Atomausstieg erreicht werden. Im Koalitionsvertrag steht, dass in dieser Wahlperiode der „Ausstieg unumkehrbar“ gemacht werden soll.
Wer aussteigt, muss nämlich auch einsteigen! 161,7 Milliarden Kilowattstunden ( 1/3 des deutschen Energieverbrauchs stammen aus Atomenergie. Solarenergie kann zwar auch n unseren Breiten Strom erzeugen. Der richtige Durchbruch wird aber erst kommen, wenn durch Pilotprojekt die Herstellkosten für Solarmodule drastisch sinken. Ganz sicher müssen auch neue Gaskraftwerke gebaut werden.
Den richtige Schub werden intelligente Energiesparmaßnahmen bringen. Jeder weiß aus eigenen Erfahrung, was allein ein neuer Heizungskessel an Energieeinsparung und massiver Kostensenkung bringt.
In solchen Maßnahmen steckt auch der Arbeitsplatzgewinn, denn zum Energiesparen braucht es viele kleine Handwerksbetriebe und die mittelständische Industrie.
Und längst serienreif sind dezentrale Anlagen, bei denen neben Strom auch Wärme erzeugt wird. Der Wirkungsgrad einer solchen Anlage mit Kraft-Wärmekopplung ist beinah doppelt so hoch wie bei Erzeugung von Strom aus Großkraftwerken.

Es wäre beinahe belustigend, wie kurz vor Wahlen Ängste geschürt werden, und dann klammheimlich nach der Wahl alles wieder zurückgenommen wird. Wenn dies nicht auch einen kleinen Beitrag zur Wahlentscheidung geleistet hätte.

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