Das Artensterben geht uns auch in Roßdorf an: Wir können etwas dagegen tun

Im Januar veröffentlichte das hessische Landesamt für Natur und Umwelt eine Studie zum Artensterben in Hessen. In der Liste der 234(!) bedrohten Arten findet man bekannte Arten wie Laubfrosch, verschiedene Kröten, Kammmolch und Weißstorch. Sie sind alle in und um Roßdorf heimisch. Und alle durch Klimawandel und menschlichen Einfluss bedroht. Auch die industrielle Landwirtschaft engt den Lebensraum ein und der Siedlungsbau reduziert Flächen.

Im Juni 2020 hat der mexikanische Naturschutzbiologe Gerardo Ceballos eine Untersuchung verfasst, die ergibt: mehr als 500 Arten von Landwirbeltieren derzeit am Rande des Aussterbens stehen und dieses wahrscheinlich größtenteils auf menschliches Handeln zurückzuführen ist. Gründe sind unter anderem die Übernutzung von Ressourcen, die Umweltverschmutzung sowie der illegale Wildtierhandel. Auch das Verhältnis von Menschen und deren Nutztieren zu Wildtieren hat sich dramatisch verschlechtert: So ist die lebende Masse der Nutztiere 30-mal so groß wie die der Wildtiere, weshalb diese immer weniger Platz auf diesem Planeten haben.

Neu ist das nicht. Seit knapp 10 Jahren sprechen die Wissenschaftler vom sechsten großen Artensterben. Allerdings stammen die fünf vorherigen Aussterbewellen aus prähistorischen Zeiten und hatten natürliche Ursachen wie z.B. Meteoriteneinschläge oder Vulkanausbrüche.

Neu ist aber, dass das Tempo rasant zugenommen hat. „Wir haben im letzten Jahrhundert so viele Arten verloren, wie wir es normalerweise in 10.000 Jahren tun würden.“, sagt Ceballos. In den nächsten 20 Jahren werden es noch mal so viel sein, wenn wir nicht endlich etwas dagegen tun. Das Aussterben ist endgültig. Jede Art, die wir verlieren, ob Tier oder Pflanze, ist für immer weg – was fatale Folgen haben kann. Schon Humboldt hat vor 200 Jahren die gegenseitige Abhängigkeit von Arten und die Kaskadeneffekte auf lebenswichtige Ökosystemleistungen erkannt. Das Artensterben bedroht daher auch unsere Existenz. Für Ceballos ist die Ursache klar: die explodierende Weltbevölkerung sowie der Konsum und die Technologien mit den damit verbundenen Auswirkungen auf die Umwelt. Auch brauchen wir jedes Jahr mehr Land für die industrielle Landwirtschaft, für die wir tierische Lebensräume zerstören. Man kann das auch vor der eigenen Haustür sehen.

Wir dürfen nicht mehr wegsehen. So sagt Ceballos: „Wenn Sie zwischen Shampoo mit oder ohne Palmöl wählen können und wissen, dass Sie mit dem zweiten Orang-Utans retten werden, zahlen Sie dafür auch 2 Cent mehr. Davon bin ich überzeugt.  Ich glaube, wir können Dinge ändern.“ Und so kann jeder von uns einen Beitrag leisten: weniger konsumieren, beim Kauf auf die Inhaltsstoffe sowie deren Anbau achten und vor allem, indem wir mehr pflanzliche Lebensmittel essen. Dies ist ein großer Beitrag für Klima- wie Artenschutz. Dabei muss man es gar nicht zum Extrem treiben wie Patrik Baboumian. Der „Stärkste Mann Deutschlands“ wirbt für eine rein pflanzliche Ernährung und trotzt dabei jedem Klischee veganer Ernährung: Tierliebe ist auch Männersache und selbst für Kraftsportler sind in ausgewogener veganer Ernährung genügend Proteine enthalten.

Die Aussichten, die Ceballos in den Raum stellt, sind düster. „Das Problem ist zu dringend, um schweigend alleine an Studien zu arbeiten.“ Wie die Klimaforscher möchte auch er seine Botschaft an die Massen bringen. Wir bringen sie nach Roßdorf.

Wenn wir alle unsere Möglichkeiten nutzen, kann sich das Aussterben aufhalten lassen. Aber es ist Zeit, jetzt zu handeln!

Für die Grünen: Katrin Rose mit dem Redaktionsteam

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