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Die Krise als Chance – ein persönlicher Beitrag

Seit März 2020 bin ich im Vorstand des Grünen Ortsverbands. Ich bin aber auch Mutter von zwei Kindern, Arbeitnehmerin in Roßdorf und erlebe wie viele von uns die Coronakrise in verschiedenen Facetten hautnah.

Aber dieser Beitrag soll sich nicht um die Bedrohlichkeit der Coronapandemie drehen, sondern versuchen, die aktuelle Situation aus einem positiven Blickwinkel zu betrachten. Ich will nicht die verheerenden Folgen leugnen oder verharmlosen, aber gerade wegen der vielen negativen Nachrichten ist es wichtig, sich bewusst zu machen, was gerade auch Positives passiert.

Und es gibt gute Aspekte.

Hier ein paar Beispiele aus meinem Leben:

  • In meiner Familie gibt es mehr Zusammenhalt. Wir ziehen gerade um und das ohne jegliche Helfer. Nicht, weil wir keine gefunden hätten, sondern wegen der Kontaktverbote. Mein Mann und ich schleppen zu zweit unseren Vierpersonenhaushalt inkl. aller Möbel von einem Haus in den ausgeliehenen Transporter und von dort ins andere. Die Kinder haben scheinbar den Ernst der Lage erkannt und machen gut mit. So eine Herausforderung als Familie zu stemmen, schweißt zusammen.
  • Wegen des Wegfallens von Schule und Kita, aber nicht der Arbeit, haben wir unseren Familienalltag angepasst und essen nun unter der Woche gemeinsam Mittag. Das empfinde ich als Bereicherung.
  • Persönlich fand ich den Musik Flash Mob am Sonntag den 22.3 toll. Ich habe am offenen Fenster zusammen mit vielen anderen Musikern in Deutschland – ja, sogar in Roßdorf – die Ode an die Freude gespielt. Meine Nachbarin erzählte mir am Tag danach, dass sie Tränen in den Augen hatte, weil es so schön gewesen sei.
  • Wir haben schon länger eine solidarische Nachbarschaft. Aber jetzt wurde sie noch solidarischer. Wir Jüngeren bieten den Älteren unsere Hilfe an. Und überall entstehen solche Hilfen, siehe auch die von der Gemeinde organisierte Nachbarschaftshilfe Roßdorf.
  • Es entstehen gerade unglaublich viele Homeofficeplätze. Auch ich habe endlich die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten. Ich denke, dass Deutschland nach dieser Krise für viele berufstätige Mütter und Väter endlich etwas familienfreundlicher sein wird was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht.

Jetzt noch ein paar Dinge, die allgemein positiv sind, bzw sich zum Positiven wandeln könnten:

  • Was mich freut ist, dass die Menschen, die in wichtigen, aber schlecht bezahlten Berufen wertvolle Arbeit leisten, viel Aufmerksamkeit bekommen. Schön wäre, wenn diese Aufmerksamkeit auch bleibt und diese Leute nicht erst nach der Krise auch mehr Geld dafür bekommen, dass sie systemrelevant sind.
  • Unsere Erde hat gerade eine Atempause durch die Einsparungen von CO2-Emissionen. Aber es wird schon vor einem Rebound-Effekt gewarnt. Nach der Finanzkrise 2008 wurde die Wirtschaft wieder angekurbelt und dabei wesentlich mehr CO2 ausgestoßen als davor eingespart (Quelle Deutschlandfunk). Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt:
  • Schon 1972 warnte der Club of Rome vor den Grenzen des Wachstums. Und auch heute gibt es Kritiker der aktuellen Wirtschaftsform: Die Postwachstums- bzw. auch die Gemeinwohlökonomie fordern ein Umdenken unserer Wirtschaftsziele. Wir können aus dieser Wirtschaftskrise klüger herausgehen und hoffen, dass die Politik nicht nach bestandener Corona-Krise ein „weiter wie vorher“ macht. Wir können ihr dabei helfen, indem wir unser Verhalten ändern: Weniger Konsum, weniger Flüge, im Prinzip was wir in unseren Möglichkeitenartikeln schreiben. D.h. umweltfreundliche Alternativen wählen. Wir können aber noch mehr tun. Indem wir zu Versicherungen oder Banken, die nachhaltig arbeiten oder sogar Gemeinwohlzertifiziert sind wechseln, unterstützen wir nachhaltige Wirtschaftformen und machen deutlich, dass wir uns andere Wirtschaftsziele als ein wachsendes BIP wünschen.

Ich wünsche uns allen ein baldiges Ende des Ausnahmezustands, besonders denen, deren Existenz bedroht ist.

Katrin Rose für die Grünen

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