Aus der Sitzung der Gemeindevertretung am 11. Mai 2007 in Gundernhausen
Zwei Themen waren uns besonders wichtig. Wir möchten sie im Rückblick aus unserer Sicht erläutern.
Änderung und Erweiterung des Bebauungsplanes „Hühnerbusch“
Der Gemeindevorstand beantragte die endgültige Änderung des Bebauungsplans Hühnerbusch mit der Verkleinerung der ökologisch wertvollen Hecke. Damit sollte ein Schlussstrich unter dieses traurige Kapitel der Rossdörfer Politik gezogen werden. Bei der Abstimmung (24 zu 3) war nur die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen gegen diesenAntrag des Gemeindevorstandes.
Die Diskussion zeigte, mit welchen fadenscheinigen Argumenten gearbeitet wurde. Als Beleg für den ökologischen Wert der Hecke wurde ein Gutachten erstellt. Durch hartnäckiges Nachfragen im Ausschuss erfuhr A. Harbodt dass die Datenbasis dafür bei einer einzigen Begehung im November ermittelt wurde. „So ein Gutachten ist für die Bewertung der Hecke nicht geeignet.“ erläuterte er im Parlament. „Eine einzige Begehung reicht nicht aus, die Qualität der Funktionen im gesamten Jahresablauf (z. B. Art und Anzahl der Brutvögel) zu beurteilen.“
Ein Ausgleich durch das Aufhängen von Meisen-Nistkästen ist vermeintlicher Vogelschutz aus dem letzten Jahrhundert.
Niemand aus der SPD-Fraktion, insbesondere kein Mitglied, welches sich im Wahlkampf vollmundig für den Naturschutz erklärt hatte, konnte und wollte erklären, welche Lebensräume und/oder Habitate als Ausgleich und zum Schutz der Natur angelegt und vernetzt werden sollen.
Albert Harbodt sprach auch die seltsamen Kehrtwendungen der Bürgermeisterin in dieser Frage an. Bei einem Ortstermin mit den Nachbarn hatte sie nach Auskunft der Anlieger erklärt, dass aus rechtlichen Gründen kein Anlass für den Gemeindevorstand besteht, den bisher gültigen Bebauungsplan nach Wünschen des Antragstellers zu ändern. Genau das wurde jetzt aber beschlossen. Unverständlicherweise wurde über dieses Gespräch keine Niederschrift angefertigt! Hat sie sich dem Druck der Androhung von Rechtsmitteln nicht entziehen können?
Forsteinrichtungswerk für den Gemeindewald Roßdorf: Die Gemeinde besinnt sich auf ihre früheren Ziele!
Die langfristigen Ziele für das „Produkt“ Gemeindewald werden in dem so genannten Plan „Forsteinrichtungswerk“ festgelegt. Für 10 Jahre wird hier bestimmt, wie der Gemeindewald bewirtschaftet wird und es wird eine Art Inventur gemacht. Albert Harbodt erläuterte mit vielen Beispielen den riesigen Unterschied zwischen dem in der Vorlage des Gemeindevorstands verwendeten Wischiwaschi-Begriff „möglichst naturnahes Wirtschaften“ und dem bisher für Roßdorf geltenden Ziel des „naturgemäßen Waldbaus“. Das beeindruckte auch die SPD-Fraktion, die 1990 selbst dieses Ziel im Parlament beantragt hatte, das dann auch so beschlossen worden war. Albert Harbodt ließ es sich natürlich nicht nehmen, die SPD-Fraktion an ihren eigenen Antrag von 1990 zu erinnern Seiner Empfehlung, im Wortlaut des Forsteinrichtungswerks wieder den „Naturgemäßen Waldbau“ zu verankern wurde einstimmig zugestimmt. Das hat der Natur im Rossdörfer Gemeindewald langfristig viel genützt. Hier nur drei Stichpunkte aus der Debatte:
Ein Zaun um jede Schonung?
Die naturgemäße Waldwirtschaft setzt auf die Naturverjüngung.
Was nützt aber die beste Ökologie, wenn zu viele Rehe und Wildschweine die natürlich aufwachsenden Bäume wegfressen? Deshalb gehört in so einen Plan auch eine „Wildstandsregulierung“. Im Plan stand eine sehr vage Regelung, dass man dem Pächter die Kosten für die Folgen einer unzureichenden Rehwildbejagung auferlegen könnte oder sollte. Albert Harbodt forderte die Gemeinde auf, diese Kostenübernahme als verbindliche Regelung in die Jagdpachtverträge aufzunehmen. Ziel muss aber sein, dass eine Naturverjüngung des Waldes ohne Zäune und andere Schutzmaßnahmen gewährleistet wird.
Die Grenzen der Brennholznutzung
Albert Harbodt wies auch darauf hin, der Boom beim Brennholz könnte auch dazu führen, dass der Wald wieder leerer und „sauberer“ wird. Manche Spaziergänger werden sich freuen, wenn nicht mehr so viel Holz im Wald „unordentlich“ herum liegt oder tote Bäume herum stehen
Aber der angedachte Entzug der gesamten Biomasse einschließlich des dünnen Reisigs zur modernen Energienutzung führt längerfristig zu einer ökologischen Verarmung der Waldböden, die aus früheren Zeiten als schädliche Streunutzung bekannt war.
Naturgemäße Waldwirtschaft beißt sich deshalb mit einer uneingeschränkten Brennholzversorgung. Leere und saubere Wälder können nicht mehr natürliche Gebiete sein. Deshalb muss die Brennholzversorgung so reguliert werden, dass sich der Wald weiter natürlich entwickeln kann.
Der Wert des Waldes
Albert Harbodt brachte noch weitere Beispiele, wo eine naturgemäße Waldwirtschaft langfristig gesehen die Ziele Naturerhaltung, Freizeitwert für die Bevölkerung und wirtschaftliche Interessen der Besitzer vereint.
Am Schluss der Diskussion wurde einstimmig entschieden, dass wieder -wie 1990 schon einmal auf Anregung der Grünen und auf Antrag der SPD einstimmig beschlossen- die naturgemäße Waldwirtschaft Ziel der Rossdörfer Waldwirtschaft ist.
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Albert Harbodt
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