Kinderbetreuung: Das war eine sehr schwere Entscheidung

Der Gemeindevertretung lag am 7.7.23 ein Antrag des Bürgermeisters zum Thema Kinderbetreuung vor. Er selbst konnte ihn nicht begründen, da er zum Zeitpunkt der Sitzung der Gemeindevertretung an einer Ehrungsveranstaltung in Kindberg teilnahm.

Drei Grüne berichteten von ihren persönlichen Erfahrungen zum Thema. Der Jüngste, der Älteste und die Fraktionsvorsitzende. Am Schluss einer sehr fundierten Debatte stimmte die große Mehrheit des Parlaments für die Beibehaltung der Öffnungszeiten in der Kinderbetreuung.

Hier ein Auszug aus der Rede von Astrid Kaufmann:

Wir müssen zwischen der sich widersprechenden Sicht der Gemeinde, der Erzieher:innen, der Kinder und der Eltern abwägen, und für alle passend ist nicht möglich.

Die Gemeinde  und die Leiterinnen der Kindergärten müssen offene Stellen besetzen und hoffen, dass eine größere Attraktivität der Arbeitsbedingungen dabei hilft, Die Reduzierung der Öffnungszeit auf 16:00 Uhr sei das entscheidende Mittel. Aber: Ich sehe das als Prinzip Hoffnung, dass das so ist und dass nicht andere Gesichtspunkte entscheidender wären. Meine persönliche Meinung: Am Ende entscheiden viele verschiedene Punkte, ob man in einer Einrichtung bleibt oder nicht. 

Einige Erzieher:innen wollen und können nicht Vollzeit arbeiten, das muss abgedeckt werden, und auch in Vollzeit ist ein gesicherter Feierabend um 16:00 Uhr sicher ein gutes Argument. Wir haben mit einigen Erzieher:innen gesprochen. Allen ist bewusst, dass es in den allerwenigsten Berufen diese Möglichkeit gibt.

Für die Kinder ist entscheidend, dass jemand da ist, der sich gut und liebevoll kümmert.

Dazu wäre die in der Begründung genannte Reduktion der Gruppengrößen und Einstellung von zusätzlichen Fachkräften sicher gut. Das unterstützen wir Grünen uneingeschränkt, auch wenn dadurch zusätzliche Kosten entstehen.

Die beschließen wir nur leider heute nicht, da sie in der Begründung und nicht im Antrag stehen.

Und jetzt zu den Eltern. Wir haben in der Fraktion fast ausschließlich Eltern, zwei Drittel davon mit kleinen Kindern oder mit kleinen Enkeln. Ein Fraktionsmitglied ist übrigens noch im Mutterschutz. Wir können also sehr akut beurteilen, was Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht. Und dafür ist dieser Satzungsentwurf eine Katastrophe.

Ja, vielleicht haben sich alle Familien irgendwie organisiert. Es sind jeden Tag pro KiTa ca. 3 Kinder aus verschiedenen Familien in der 17-Uhr Betreuung. Also vielleicht 40 Familien pro Tag in der ganzen Gemeinde.

Aber ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Irgendwie organisieren, das ist weit weg von guter Vereinbarkeit. Das ist Stress pur.

Und der bleibt meistens an den Frauen hängen. Wer nimmt heute mein Kind mit in den Sport? Richtig, Lisas Mama. Ach, dann muss ich dafür aber am Dienstag früher Schluss machen, damit ich mich revanchieren kann. Ach nein, da habe ich aber einen wichtigen Termin auf der Arbeit, ich muss mal die Mama von Jonas fragen, ob sie das übernehmen könnte. Und dann übernehme ich für sie den Mittwoch. Ja, das könnte klappen.

DAS ist der innere Monolog den jede Mutter an dieser Stelle jeden verdammten Tag führt.

Was mir noch sehr wichtig ist zu sagen: Es geht uns nichts an, aus welchem Grund eine Familie die Betreuungszeit nutzt. Es steht uns nicht zu, das zu bewerten.

„Die GRÜNEN dramatisieren“ hörten wir. Das kann nur jemand sagen, der noch nie in einer solchen Situation war. Und viele Eltern haben überhaupt nicht das Netzwerk das so zu lösen oder können und wollen nicht permanent davon abhängig sein.

Wir als Gemeinde zwingen mit dieser Satzung Eltern aber in genau diese Situation. Und um dem etwas zu entkommen zwingen wir sie in die Teilzeit, und oft die Mutter.

Jede Familie soll entscheiden können, was für sie richtig ist, aber dafür braucht man eine Wahlmöglichkeit! Und die nehmen wir! Selbst mit Auto muss man um 15:00 Uhr in Darmstadt losfahren, um sicher vor 16:00 Uhr am Kindergarten zu sein. Welcher Job bietet das denn bitte?

Ja, wir lösen auch mit der Öffnungszeit bis 17:00 Uhr nicht die Betreuungsprobleme der Eltern.

Aber jede weitere Reduktion verschärft das Problem.

Wir stimmen hier ab über das Prinzip Hoffnung, gegen echten heute schon beweisbaren Schaden. Und dem kann ich persönlich nicht zustimmen.

Für die GRÜNEN: Astrid Kaufmann und Redaktion

 

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