Am 9.12.22 entschied die Gemeindevertretung, ob sie mit dem Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) einen 20 Jahre gültigen Vertrag schließt, um unseren Klärschlamm auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage Darmstadt in einer neuen Anlage zu verbrennen und zu verwerten.
Das wurde nach durchaus kontroverser Diskussion einstimmig beschlossen. Wir sehen darin eine der wichtigsten Entscheidungen des Parlaments für die Zukunft!
Die GRÜNEN haben sich dabei stark eingebracht.
Hier die Kernargumente aus dem Redebeitrag von Frieder Kaufmann dazu.
„Ein nicht Unbekannter hat mal gesagt: „Wichtig ist was hinten rauskommt“. Das ist bei 13.000 Menschen in unserer Gemeinde sehr viel Klärschlamm.
Mit dem 20 Jahre Vertrag haben wir Vertragssicherheit was den Klärschlamm betrifft.
Alle kommenden Gesetzesänderungen müssen vom Vertragspartner aufgefangen werden. Stoffe, von denen man heute noch gar nichts weiß, muss der Vertragspartner in den 20 Jahren nach Baufertigstellung unschädlich machen. Kein Mensch weiß, was da alles im Abwasser und dann im Klärschlamm landet. Bei der Analytik kann man immer nur das finden, wonach man sucht. Und wonach in 10 Jahren gesucht werden muss, weiß kein Mensch. Und die Entsorgung ist dann ausschließlich Aufgabe unseres Vertragspartners ZAS.
Für uns der entscheidende Punkt: Wir schaffen auch Umweltsicherheit und Umweltschutz und Klimaschutz im großen Maßstab.
Die allermeisten Klärschlammbehandlungsanlagen arbeiten mit vornehm ausgedrückt Fremdenergie, schlicht Kohle, Heizöl und Erdgas, um das feuchte Restprodukt zu verbrennen. Das ist teuer. Man ist erpressbar von den Energielieferanten. Man schädigt das Klima.
Bei der Müllverbrennungsanlage in Darmstadt ist das anders. Energiequelle ist die heiße Abluft, die beim Verbrennen auch unseres Hausmülles entsteht. Kein Erpressungspotential, keine Klimaschädigung. Putin spielt hier keine Rolle mehr, und das Klima freut sich.
Und beinah noch wichtiger: Bei jeder Verbrennung entstehen unbekannte Nebenprodukte.
Bei der Müllverbrennungsanlage in Darmstadt ist nur 20 Prozent der Fläche Verbrennung, 80% der Fläche werden für eine extrem aufwändige Rauchgaswasche als eigentlichem Herz der Anlage genutzt. Da wird auch das Abgas unserer Klärschlammverbrennung durch laufen. Das ist Umweltschutz pur.
Und jetzt kommt die Landwirtschaft.
Die Landwirte profitieren davon, dass die Anlage reinstes Phosphat aus dem Klärschlamm gewinnen kann. Eines der wichtigsten Düngemittel. Wer heute Klärschlamm auf den Feldern ausbringt, betreibt Lotteriespiel. Denn neben wertvollem Phosphat ist da all das Unbekannte drin, was die Leute in den Ausguss schütten oder ausscheiden. Der Verkauf von Phosphat durch den ZAS führt nebenbei dazu, dass uns als Gemeinde die Entsorgung bei der Müllverbrennungsanlage weniger kostet.
Und letztes Argument aus dem Bereich der Technik:
Aus meinem Berufsleben bei Merck kenne ich mehrere Verfahren zur Klärschlammentsorgung. Sie sind alle kläglich gescheitert und haben Millionen verbrannt und ganz Arheilgen mit dem Geruch nach Katzen-Urin verstänkert. Das Verfahren das jetzt beim ZAS in Darmstadt eingesetzt werden soll, läuft seit 30 Jahren in der Schweiz in einer vergleichbar großen Anlage, mit sehr strikten Umweltschutzgesetzen, und störungsfrei.
Ein gewichtiges finanzielles Argument zum Schluss: Der Zweckverband Abfall Südhessen gehört den Gemeinden.
Er arbeitet nicht gewinnorientiert wie unsere bisherigen Abnehmer, sondern am Gemeinwohl orientiert. Ob er wie versprochen 15% oder 10% billiger ist als unser jetziger Abnehmer aus der Nachfolge der Farbwerke Höchst ist nicht entscheidend. Wichtig ist: das ist öffentliche Hand. Noch ein Erpressungspotential weniger.
Ich kann aus vollem Herzen nur raten, dieser Vorlage zuzustimmen und sich dann in aller Ruhe 25 Jahre zurück zu lehnen und aufzuatmen.“
Für die GRÜNEN: Frieder Kaufmann mit der Redaktion
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