Nach über zwei Jahren Denkpause hat die SPD die Idee des Geschoßwohnungsbaus im Baugebiet „Hinter der Goldkaute“ wieder aufgenommen. Ihr Antrag wurde angenommen. Alle 11 SPD-ler stimmten mit JA, alle 7 Grüne ebenso, Von WIR und der CDU gab es eine Zustimmung, aber sonst Gegenstimmen und Enthaltungen.
Es geht jetzt wieder um das Baugebiet, wie es 2020 schon mal geplant und auch mit den GRÜNEN Stimmen genehmigt worden war. Exakt diese Idee war auf Antrag der SPD schon mal im Parlament und mit großer Mehrheit 2016 beschlossen. Das Gebiet wurde Anfang 2020 sogar um ein kleines Stück erweitert. Die GRÜNEN waren dafür.
Wir GRÜNE setzen uns schon immer für bezahlbaren Mietwohnungsbau ein.
Aber:
Die Vorgeschichte ist eher peinlich.
Denn am 18.9.2020 wurde auf Betreiben der SPD und der Bürgermeisterin bezahlbarer Wohnraum aus dem Geltungsbereich „Hinter der Goldkaute“ heraus genommen.
„Die Gemeinde sieht aufgrund der eingegangenen Stellungnahmen von der Festsetzung eines Großteils der geplanten Wohnbebauung ab“. Das beschlossen 23 Gemeindeverter:innen, nur drei GRÜNE waren dagegen.
Unseren Kommentar dazu finden Sie hier: https://www.gruene-rossdorf.de/archive/7719
Alle Beteiligten wussten, dass seit 2006 der Markt für bezahlbaren Wohnraum zusammen gebrochen ist. Neubauten gab es dazu in Roßdorf seit vielen Jahren nicht mehr.
Aber die Kommunalwahl am 14.3.21 rückte näher, und es gab sehr viele kritische Stimmen der Nachbarschaft. Trotz dringendstem Bedarf wurde der dort geplante Wohnungsbau aus dem Geltungsbereich heraus genommen. Die GRÜNEN waren entsetzt, wie ausgerechnet die SPD darauf drängte so ein dringendes sozialpolitisches Thema aus vermutbaren wahltaktischen Gründen auf die lange Bank zu schieben.
Das ist jetzt mehr als zwei Jahre her. Für den Bezahlbaren Wohnraum verlorene Zeit. Verlorenes Geld, weil die Baupreise seit Corona inzwischen explodiert sind. Verlorene Planungssicherheit, weil inzwischen starker Fachkräftemangel im Baugewerbe herrscht. Eine klassische Fehlentscheidung.
Jetzt ist das Thema wieder auf dem Tisch.
Gut und richtig sagen wir GRÜNE. Wir sehen das so, dass aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wird. Ganz wichtig ist dabei, die Einwendungen der Anlieger ernst zu nehmen und darauf sachlich zu reagieren.
In der Parlamentssitzung gab es trotzdem sehr energische Einwände des Bürgermeisters und der WIR-Fraktion. Nach einer Sitzungsunterbrechung wurde der unveränderte Antrag mit der Mehrheit von SPD und GRÜNEN angenommen.
Auch wenn es hier nur um ein sehr kleines Wohnbaugebiet mit circa 3.000 qm Fläche geht sehen wir Chancen, aus den Fehlern im Baugebiet Münkel zu lernen.
Ein Haupteinwand mehrerer Anlieger:innen war, dass sie ein „Ghetto“ befürchteten. Dagegen würde helfen wenn beschlossen würde 40% der Wohnungen auf 8,50€ Kaltmiete zu begrenzen. Das ist der Landkreisstandard für bezahlbaren Wohnbau. So könnten immer noch 60% auch höherpreisig vermarktet werden. Das ist für Investoren wichtig und bringt automatisch eine gesunde Struktur im Wohngebiet.
Auch die Nutzung von Photovoltaik darf man vorschreiben. Und Investoren wissen, dass Passivhausstandards inzwischen nicht mehr viel teurer als konventionelle Gebäude sind und zum Klimaschutz stark beitragen. Auch Geschoßwohnungsbau geht in Holzständerbauweise und ist zweifellos nachhaltig.
Eine gute Zeit für einen gemeinsamen Neuanfang mit alten Erkenntnissen. Jetzt beginnt die Planungsphase erneut, Alle Beteiligten im Parlament und der Bevölkerung können sich wieder einbringen.
Für die GRÜNEN: Frieder Kaufmann mit dem Redaktionsteam
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