Während der Neun-Euro Zeit waren die Busse durch Rossdorf so voll wie nie, vor allem am Wochenende. Viele vor allem junge Leute nutzten den faktischen Freifahrtschein, um ohne Auto mobil zu sein. Manchmal gab es ziemliches Gedränge an den Bushaltestellen in Roßdorf und Gundernhausen.
Seit dem wissen alle: Verkehrswende und Klimaschutz ist möglich, aber es braucht attraktive unbürokratische und preisgünstige Angebote.
Aber wer zahlt?
Lokale Angebote sind nett. Macht die Stadt Darmstadt gerade für Neubürger:innen. Aber sie lösen das Problem der Kleinstaaterei beim Verkehr nicht. Und eine Insellösung für Roßdorf oder den Landkreis ist illusorisch.
Dabei sind die großen Lösungen so einfach.
Wenn ich auf der Autobahn mit Tempo 90 hinter einem LKW unterwegs bin, wundere ich mich immer über die vielen schweren Limousinen, die mich mit einem Affenzahn überholen, kurz danach auf der Überholspur wieder neben mir stehen, weil sie mit einer Vollbremsung einen Auffahrunfall vermeiden konnten, um danach wieder Vollgas zu fahren. Haben die noch nie was von teuren Spritpreisen gehört? Oder gar Umweltschutz? Oder vielleicht sogar Klimawandel durch viel zu viel Verkehr mit immer höheren CO2-Emissionen?
Bis ich die Statistik der Zulassungen gesehen habe
Von Januar bis März 2022 wurden insgesamt etwa 626.000 Pkw neu zugelassen, der Anteil gewerblicher Halter betrug etwa 63,9 Prozent. Im Segment Oberklasse belief sich der Anteil der Neuzulassungen durch gewerblichen Halter auf rund 86,8 Prozent. (Quelle: Statista) Neuzulassungen im Mai 2021.
Firmenwagen als Wachstumsmotor titelte eine Autohändlerseite.
Zwei Drittel der privilegierten Dienstwagen sind Autos mit mehr als 200 PS.
Eine etwas ältere Liste sortiert das nach Automodellen: Audi A8 mit 92,7 Prozent gewerblichen Haltern. Einen Rang dahinter, steht der 7er von BMW mit einem Anteil von 92,4 Prozent. Mercedes S-Klasse (88 Prozent) und der Audi A6 (86,7 Prozent) folgen mit ein wenig Abstand (Quelle: Automotor und Sport 15.7.2011)
Firmenwagen sind Dienstwagen.
Natürlich auch die Kleinwagen der Mitarbeiter:innen der AWO. Um die geht es hier nicht.
Aber im oberen Gehaltssegment zahlt die Firma den Sprit. Spritpreise sind dann egal. „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“. Wenn Sprit nichts kostet wird auch sehr unökologisch gefahren. (Hier stand ursprünglich ein derbes hessisches Schimpfwort).
Das Dienstwagenprivileg kostet den Bund laut Bundesumweltamt drei Milliarden im Jahr. Die GRÜNEN schlagen vor, den Zuschuss am CO2 Abdruck fest zu machen.
Große Spritschleudern wenig Zuschuss, kleine Dienstautos viel Zuschuss.
Zurück zum Anfang: Mit einer solchen neuen Dienstwagenregelung ließe sich auch ein Nachfolger des Neun-Euro Tickets finanzieren. Und durch weniger Spritverbrauch würden auch die Preise für alle sinken. Wenn die marktwirtschaftliche Logik von Herrn Lindner stimmen würde.
Die Nahverkehrsunternehmen haben aber ein zweites riesiges Problem:
Zu wenig Personal. In unserem DADINA Bereich sind bisher Busausfälle vermieden worden. In Nachbargebieten fielen viele Verbindungen aber aus und es konnte gerade noch der Schulbusverkehr sichergestellt werden, weil Fahrer: innen fehlen.
Wenn wir alle die Verkehrswende hin bekommen, sind das krisenfeste Arbeitsplätze. Und sogar mit Tarifverträgen anständig reguliert.
Für die GRÜNEN Frieder Kaufmann mit dem Redaktionsteam
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