Hochwasser? Das sind fünf Paar Schuhe in Roßdorf

Am 19.7.21 tagte der „Wasserverband Gersprenzgebiet“, der für Mümling und Gersprenz mit allen kleinen Zuflüssen zuständig ist z.B. Roßdorfs Erbsenbach. Eine langweilige Sache?

Im Gegenteil.

Das war kurz nach der ganz schlimmen Hochwasserkatastrophe, die unfassbar viel Leid hervorgebracht hat. Dort passierte, was die Klimaforschung seit Jahrzehnten vorhersagte. Im Verband der für die Vorsorge gegen Hochwasserschäden zuständig ist, stand deshalb auch der vom Menschen gemachte Klimawandel auf der Tagesordnung.

Schuh eins: Der Verband betreibt Vorsorge durch „Retentionsanlagen“ auch Polder genannt, die Wasser weit oben im Bachlauf möglichst lange zurückhalten. Heute müssen die Rückstauflächen doppelt so viel Wasser aufnehmen können wie noch vor 30 Jahren. Da haben die Gesetzgeber mal nicht geschlafen.

Das Titelbild stammt aus Fischbachtal, wo die Hochwassersicherung wegen des schlammigen Untergrunds besonders schwierig war. Nur der sehr erfahrene Baggerführer wusste wie man im Sumpf ein tragfähiges Fundament hin bekommt: Mit riesigen Findlingen. Er bekam auf unseren GRÜNEN Vorschlag hin eine Prämie.

Diese Baumaßnahmen dauern aber 10 bis 15 Jahre bis zur Realisierung. Sie sind extrem wichtig.

Am 19.7.21 ging es um ein Projekt, bei dem sich die Behörden vor Entscheidungen drückten. Beamtenmikado heißt das: Nichts bewegt sich. Anders der Verband: Er hat einstimmig beschlossen, Geld bereit zu stellen, damit endlich gebaut werden kann.

 Schuh zwei: Und was machen Sie bei Starkregen wurde gefragt. Das ist Teil der Vorsorge aber für kurzfristige Maßnahmen hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) dem Katastrophenschutz schon lange detaillierte Untersuchungen bereit gestellt, die für jede Ortschaft in Hessen darstellen, was passiert, wenn die Vorbeugung nicht ausreicht. Dazu gibt es zwei Datensammlungen:

Das erste sind die Risikoanalysen die seit 2007 sagen was zu tun ist wenn aus Bächen plötzlich Flüsse werden.

Die zweite Datensammlung heißt „Fließpfadkarte“ für Starkregen in Gelände wo kein Bach da ist. Sie zeigen wo das Wasser und der Schlamm hinfließen, gerade bei längerem Regen. Über 40 Kommunen in Hessen haben diese Daten angefordert.

Diese Untersuchungen liegen vor. Sozusagen parzellenscharf. Das Wissen ist schon lange da. Aber sind diese Informationen bei den Verantwortlichen auch vorhanden und angekommen? Und werden sie bei der Bauleitplanung auch wirklich befolgt? Genau da haken wir GRÜNE ein, und wollen wissen, was Roßdorf weiß.

Schuh drei: Die Abwasserkanäle sind gerade bei sich häufenden Starkregenereignissen oft zu klein für die riesigen Wolkenbrüche. Was z.B 1960 gebaut wurde, reicht heute nicht aus. Die Anwohner wissen aber schon viel länger, dass ab und zu der „Kanal voll“ sein kann. Wer da nicht mit Rückstauklappen und ähnlichem vorgesorgt hat, braucht die Feuerwehr, die den Keller auspumpt. Wenn das Kanalwasser aber zum Kellerfenster reinschwappt, hilft auch die beste Rückschlagklappe nichts.

Schuh vier: Überflutungen können auch durch simple Baufehler entstehen, wie vor nicht langer Zeit in Gundernhausen als ein ganzer Bach bei Baumaßnahmen in ein dünnes Rohr passen sollte. Wer für die logische Überschwemmung verantwortlich ist, müssen die Beteiligten klären.

Schuh Nummer fünf: Die kommunalen Warnanlagen für die Bevölkerung (z.B. Sirenen) wurden bundesweit massiv abgebaut. Nur noch ein Viertel des Altbestands existiert. In Gundernhausen wurde vor kurzem eine neue Sirene installiert. Das ist vorbildlich. Wie die Alarmierungskette neu gestaltet werden kann, muss bundesweit schnell entschieden werden.

Fazit:

Der Klimawandel wird die plötzlichen Wassermassen vom Himmel stärker und häufiger vorkommen lassen. Es gibt Vorbeugemaßnahmen, es gibt geografische Bodenauswertungen, es gibt Katastrophenpläne, das Wissen ist da. Die dem Hessischen Umweltministerium unterstellte Hessische Umweltbehörde HLNUG hat die Szenarien längst ermittelt, die Wasserverbände reagieren mit langem Atem vorsorglich.

Die Bürger:innen interessiert unter dem Eindruck aktueller Ereignisse brennend was davon in Roßdorf bekannt ist und wie es umgesetzt wird.

Die GRÜNEN wollen die Bekanntgabe dieser Informationen erreichen, denn nur so kann eine sachliche Diskussion stattfinden

Für die Grünen: Frieder Kaufmann mit dem Redaktionsteam

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