Biolandbau: zum Greifen nah

Roßdorfs Grüne konnten vor einer Woche den Birkenhof und dessen Hofladen in Klein Zimmern besichtigen

In Sichtweite der Roßdörfer Windräder gibt es einen nach den Prinzipien von Naturland (von einem konventionellen Agrarbetrieb auf Bio umgestellten) wirtschaftenden Betrieb. Und das Produkt sind ausgerechnet Bio-Eier.

„Wir beliefern Rewe, Edeka und Tegut. In großen Mengen. Alles hier in der Region. Das sieht man zwar den Verpackungen nicht an, aber gibt man die auf dem Ei aufgestempelte Nummer auf der Internetseite „www.was-steht-auf-dem-ei.de“ ein so wird einem der Herkunftsbetrieb angezeigt- berichtete der Biobauer, der in einem konventionellen Betrieb hier in Roßdorf ausgebildet wurde.

„Bei uns dauerte die Umstellung auf Bio von 2009 bis 2018, und sie war nicht immer ganz einfach. Ein gut geführter Betrieb kann und sollte die Umstellung aber schaffen“ meinte der Biobauer. Dass auch mit Hilfe der Grünen Landwirtschaftsministerin Priska Hinz beinah ganz Südhessen zur Ökoregion erklärt wurde, kommentierte er so: „Wir brauchen Strukturen zwischen Erzeugern und Verarbeitern die konventionell wirtschaftenden Landwirten die Entscheidung Ihren Betrieb umzustellen erleichtern“.

Die Besichtigung, den die Grüne Bundestagsabgeordnete Daniela Wagner organisiert hatte, erlaubte uns auch einen Blick in den neuen Stall. 12.000 Hennen und auch ein paar Hähne leben dort so zusammen, dass sie sich ihrer Natur gemäß ausleben können. Im zweiten Stall sind es nochmal 12.000 Tiere. Das ist zwar auch Massentierhaltung, aber wir konnten uns davon überzeugen, dass das viel artgerechter ist als in einer konventionellen Hühnerfarm. Das Platzangebot im Stall ist riesig. Die Tiere können jeden Tag ab acht Uhr in den Kaltscharrraum und ab zehn Uhr dann in den freien Auslauf auf die Wiese. Als wir da waren, war sie leer: Die Sonne schien zu heiß, und die Tiere blieben trotz ganz weitläufig umzäunten Auslauf im Schatten oder im Stall. Diese Freiheit gibt es in der konventionellen Käfig- oder Bodenhaltung nicht.

Wer mal am Birkenhof vorbei gefahren ist (Straße vom Toom-Baumarkt nach Klein-Zimmern) sieht überall kleine Dächer auf den Wiesen. Das ist ein Schutz vor Raubvögeln. Wenn der Rotmilan mit seinem bis zu einen Meter Flügelspannweite kommt, flüchten die Hühner dort hin. Die Rotmilane haben es nicht weit bis zum Birkenhof. Sie wohnen in Roßdorf an der B 26 am Waldrand, direkt bei den Windrädern was die meistens 5-köpfige Rotmilanfamilie aber nicht stört. Denn sie jagen über den Feldern. Manchmal greifen sie auch ein unvorsichtiges Huhn.

Der Biobauer muss das komplette Futter für die Tiere aus ökologischem Anbau verwenden. Über die Hälfte davon stammt aus eigener Produktion. Das ist Bedingung. Deshalb gehört zu einer Bio-Hühnerfarm auch ein Bio-Landwirtschaftsbetrieb. „Die Hitze macht uns natürlich auch zu schaffen. Aber unser Getreide ist wegen des Verzichts auf Kunstdünger etwas toleranter gegen Trockenstress und weniger krankheitsanfällig. Dafür haben wir natürlich weniger Ertrag. Aber wir haben einen- sogar in diesem Jahr.“

Ökologische Landwirtschaft ist eine intelligente Antwort auf den Klimawandel.

Für die Grünen: Frieder Kaufmann

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