Für den Roßdörfer Wald gelten seit 1990 klare Vereinbarungen zwischen der Gemeinde und Hessen-Forst in Dieburg: Die Bewirtschaftung des Gemeindewalds muss einem NATURGEMÄSSEN Waldbau entsprechen. Das wurde 2007 auf Anregung der Grünen einstimmig bestätigt. Diese Regel geht weiter als die NATURNAHE Bewirtschaftung mit dem das Dieburger Forstamt die anderen Wälder bewirtschaftet. Zur Überprüfung dient die Zertifizierung nach den Richtlinien des FSC.
Hochrangige hessische SPD-Politiker zweifeln den Wert dieser externen Regeln und Begutachtung an und sind mal dafür, dann dagegen, und aktuell wieder mal dafür.
Da waren die Dieburger Forstleute konsequentere Vorreiter. Sie haben schon lange den kompletten Forstbereich auf FSC-Prinzipien umgestellt und werden heute dafür beneidet. Denn der Markt verlangt FSC-Holz.
Die Regeln hat der nichtstaatliche, gemeinnützige Forest Stewardship Council (FSC) formuliert (englisch stewardship = Verantwortung, Verwalteramt).
10 Regelblöcke gelten weltweit und werden entsprechend der nationalen Naturgegebenheiten angewendet. Das „Handbuch für Praktiker“ in Deutschland gibt auf 40 Seiten ganz konkrete Regelungen zur Erhaltung und Wiederherstellung einer natürlichen Waldgesellschaft vor.
Der FSC sagt: „Baumarten, Pflanzen, Tiere und Pilze – alles was ohne menschlichen Einfluss im Wald vorkommt, bildet dieses System. In einem deutschen FSC-Wald soll sich der Wald vor allem selbst verjüngen, absterbende und morsche Stämme sollen nicht gefällt werden, Äste und Kronen der geschlagenen Bäume müssen im Wald verbleiben. Sie bieten vielen Pflanzen- und Tierarten ein selten gewordenes Zuhause.“
In Roßdorf bedeutet das vor allem: es darf nur weniger Holz aus dem Wald genommen als nachwächst, Das ist seit 300 Jahren zwar Regel Nr.1 bei der Nachhaltigkeit. Der FSC prüft das jetzt aber nach.
Die 2.500 Festmeter (inklusive 1.500 Festmeter Brennholz) die jährlich in den 709 Hektar Gemeindewald geschlagen werden, seien weit weniger als das nachwachsende Holz versichern die Förster. Genau das prüfen die unabhängigen Experten vom FSC. Wir Laien sehen aber, dass es den auch von uns befürchteten „sauberen Wald“ in Roßdorf nicht gibt. Das ginge nach FSC auch gar nicht. Und auf das viele Totholz sind die Förster richtig stolz.
Der FSC ist eine internationale Non-Profit-Organisation. Er wurde 1993 auf der Umweltkonferenz in Rio gegründet zur Sicherung der nachhaltigen Waldnutzung; diese beinhaltet die Wahrung und auch Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen der Forstbetriebe.
Der FSC ist in einem 3-Kammer-System organisiert: Wirtschaft, Umwelt und Soziales. Einem Beschluss muss jede Kammer zustimmen. Damit haben auch die Umweltschutzorganisationen sowie soziale Gruppen wie indigene Völker oder Gewerkschaften die Möglichkeit direkter Einflussnahme, und ihre Position kann nicht überstimmt werden. Dies gilt genauso für die Interessen der Wirtschaftsvertreter, zu denen Vertreter der Forstbetriebe und der holzverarbeitenden Industrie zählen. Der FSC International hat weltweit über 800 Mitglieder.
Die Entwicklung der Organisation FSC basiert maßgeblich auf dem Engagement von WWF, von Greenpeace, Gewerkschaften und Interessensvertretern indigener Völker, die gemeinsame Interessen identifizierten.
Das Ziel ist nicht die Schaffung von Urwald wie dem Kellerwald in Oberhessen. Sondern das Ziel ist der langfristige Erhalt des Waldes. Eben nicht als Holzplantage, sondern Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Erholungsraum für Menschen.
Dass dieser Prozess nicht perfekt ist, gibt auch der FSC zu. Aber immerhin haben sie sich getraut, 2014 IKEA das Zertifikat zu entziehen, weil die es für Plantagenholz missbraucht hatten.
Für die Grünen: Frieder Kaufmann
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