25 Jahre Grüne: Geduld ist eine Tugend

25 Jahre Grüne

Lange ist es her, als die ersten Grünen sich zu einer eigenen Partei formierten. Die Gründe waren vielfältig – da gab es so genannte 68er, die zur Einsicht gekommen waren, dass die wesentlichen Veränderungen in der Gesellschaft über Parlamente laufen müssen und Demonstrationen allein nicht ausreichen. Da waren friedensbewegten Personen, denen eine atomar hochgerüstete Welt mehr Angst einjagte, als das Schreckgespenst des Ostblocks. Es waren konservative Naturschützer, die nicht mehr ausgehalten haben, dass in den anderen Parteien der Umweltschutz immer an letzter Stelle kommt. Und es gab starke Frauen, welche die Männerherrschaft in den Parlamenten beenden wollten.

1981 stand eine Kommunalwahl in Hessen an und Robert Schweitzer aus Ober-Ramstadt (ein ehemaliger Sozialdemokrat) und weitere Personen reisten immer häufiger durch die Gemeinden des Landkreises. Sie hatten das Ziel, in jeder Ortschaft Leute zu finden, die eine grüne Liste gründen, um damit zur Kommunalwahl anzutreten. Dies ist auch gelungen, wenngleich die ersten Listen in den Ortschaften des Landkreises in der Regel unabhängig von der jungen Partei waren und seltsame Namen trugen. Manche Abkürzungen dieser Listen gibt es noch heute: Die IUHAS in Alsbach-Hähnlein, GALOB in Otzberg oder die ALW in Weiterstadt tragen noch heute den damaligen Namen. In Roßdorf wurde seinerzeit die GARG gegründet, sprich: Grüne Alternative Roßdorf Gundernhausen.

Schon in der ersten Kommunalwahl kamen die grünen Listen fast überall in die Parlamente, die Grünen zogen in den Kreistag des Landkreises Darmstadt-Dieburg ein. Mit der GARG kamen 1981 erstmals zwei Abgeordneten ins Roßdörfer Parlament. Wie überall im Land wurden die Neulinge im Parlament mit Misstrauen oder offener Ablehnung empfangen. Im Nachhinein ist dies verständlich, denn wer lässt ich schon gerne von missionarischen und oft als arrogant empfundenen jungen Leuten in endlose Debatten verwickeln. Es gab auch stellenweise Sympathie. Insbesondere manche Sozialdemokraten waren der Überzeugung, dass die Gründung der Grünen nur ein kleiner Betriebsunfall der Sozialdemokratie ist und die verlorenen Schäfchen früher oder später in den Schoß der Mutter SPD zurückkommen würden. Es sollte sich anders entwickeln. Die Grünen stabilisierten sich und waren nach einer Legislaturperiode schon mitten in einer hessischen Landesregierung gelandet. Bereits1985 gab es eine Koalition mit den Sozialdemokraten im Landkreis, eine sehr erfolgreiche Zeit, die 12 Jahre dauerte und dem Landkreis beispielsweise ein ausgereiftes Abfallkonzept bescherte und die Grube Messel vor dem Verschütten mit Müll bewahrte. In Roßdorf beschloss die GARG 1988 die Umwandlung zu einem Ortsverband der Grünen. Der Ortsverband verbessert seit Gründung von Kommunalwahl zu Kommunalwahl sein Ergebnis und hat aktuell fünf Vertreter in der Gemeindevertretung und ein Mitglied im Gemeindevorstand.

Die Grünen waren auf allen Ebenen der Politik inhaltlich erfolgreich. Der lange Marsch durch die Institutionen endete erst im vergangenen Sommer, als die erste Regierungsbeteiligung der Grünen im Bund durch die große Koalition ein Ende fand. Nur hier in Roßdorf hat sich in den vergangenen 25 Jahren wenig geändert – die Sozialdemokraten geben seit rund 60 Jahren den Ton an und wir bemühen uns redlich um gute Oppositionsarbeit.

Am vergangenen Sonntag haben die Kreisgrünen in Griesheim gefeiert. 25 Jahre sind vergangen und wir existieren immer noch. Mittlerweile sind wir keine politischen Anfänger mehr, sondern „Profis“ des politischen Geschäfts, auch auf kommunaler Ebene. In Roßdorf ist die grüne Vertreterin im Gemeindevorstand, Christa Kaufmann, mit 17 Jahren Zugehörigkeit am längsten in diesem Gremium. Auf Kreisebene arbeitet der grüne Fraktionsvorsitzende, Christel Fleischmann, seit 21 Jahren an einer grünen Kreispolitik. Die grüne Jubiläums-Feier in Griesheim war ein gelungenes Fest, voller Erinnerungen an aufregende und schöne Jahre. Roland Kern, 1981 in den Landtag gewählt, hielt die Eröffnungsrede. Seit letztem Jahr ist er grüner Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Rödermark. Der ehemalige Landrat Hans-Joachim Klein war ein besonderer Gastredner. Er hatte den Grünen zu Ehren Turnschuhe angezogen, und war der einzige mit diesem Schuhwerk auf der Veranstaltung. So ändern sich die Zeiten. Viele Haare sind grau geworden und die grünen Kommunalpolitikerinnen und Politiker durch 25 Jahre Parlamentsarbeit „gereift“. Was bleibt, ist der gemeinsame innere Antrieb, Politik nicht anderen zu überlassen, sondern mitreden zu wollen. Die „Generation Grün“ hat ihren Auftrag noch nicht erfüllt – ein Blick auf die Schlagzeilen der Weltpolitik zeigt deutlich, dass die Themen der 70er-Jahre (Umwelt, Energie und atomare Aufrüstung) noch lange nicht erledigt sind. Auch für die Rossdörfer Grünen geht es weiter. Bei der Kommunalwahl am 26.März werden wir erneut antreten, um auch in den folgenden 5 Jahren wieder Abwassersatzungen, Kindergartengebühren, Baugebiete und Bachrenaturierung zu diskutieren. Nach 25 Jahren ist Geduld zu einer grünen Tugend geworden. Wir können warten. Auch in Roßdorf ist nichts für die Ewigkeit gebaut.

Robert Ahrnt – B90/Die Grünen Roßdorf+Gundernhausen

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