Ökostrom vom Binselberg

Was ist Öko-Strom? (06.11.1999)

Der Strommarkt ist in Bewegung. Was wir vom Telefonieren schon kannten, wird nun auch im Energiesektor zur Realität. Der Kunde hat die freie Wahl, die Zahl der Anbieter steigt wöchentlich, die Preise sinken und die Tarife werden unübersichtlich.
Ganz gegen den Trend gibt es aber nicht nur billigere, sondern auch teurere Stromanbieter. Fast jeder größere Stromkonzern hat ein Angebot namens Ökostrom, Grüner Strom, Umweltstrom oder sauberer Strom. Absurd, möchte man meinen, denn Strom ist Strom. Was ist so ökologisch an diesem Strom?
Die Erzeugung des Stromes ist angeblich ökologisch. Die Anbieter versprechen, daß dieser Strom aus regenerativen Energiequellen stammt, das sind die Windkraft, die Sonnenenergie, Biogas und die Wasserkraft. Das ist schön. Das erklärt aber immer noch nicht, warum die Verbraucher dafür mehr Geld zahlen müssen, denn es gab schon immer einen geringen Anteil an erneuerbaren Energiequellen bei der Stromerzeugung. Wenn ich als Verbraucher mehr Geld zahlen soll, dann möchte ich doch damit den Anteil der ökologisch erzeugten Energie vergrößern. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Es ist völlig unsinnig, für den Strom aus einem vorhandenen Wasserkraftwerk mehr Geld zu zahlen. Wenn ich von einem dubiosen Ökostrom-Anbieter den Strom aus vorhandenen Staustufen der Schweiz beziehe, oder norwegischer Strom aus Gezeiten-Werken, dann ist dies eine Mogelpackung, denn damit ändert sich nichts und Biblis bleibt wie es ist. Denn der in der Schweiz fehlende Strom wird vermutlich aus Frankreich billig zugekauft, und die Norweger holen den ihren möglicherweise aus der Ukraine. Meine Bedingung für Ökostrom ist deshalb, daß mein Geld direkt zum Ausbau neuer Windkraftanlagen, Solaranlagen und Wasserkraftwerke investiert wird. Eine weitere Bedingung ist, daß kein Pfennig an die Erzeuger von Atomstrom geht, auch nicht über Umwege.
Die Landkreis-Grünen hatten vor 14 Tagen eine Veranstaltung zum Thema Ökostrom in Groß-Umstadt. Die Referenten waren hochkarätig: Zwei VertreterInnen der Natur-pur (ein HEAG-Tochterunternehmen), ein Vertreter der Aktiengesellschaft Naturstrom (ein Unternehmen der Umweltverbände) und ein Vertreter der neuen Windanlage Binselberg aus Groß-Umstadt haben ihre Konzepte vorgestellt. Die anwesenden Grünen haben kritisch nachgefragt, haben die verschiedenen Konzepte verglichen und haben sich überzeugen lassen. Sowohl Natur-pur als auch Naturstrom sind seriöse Ökostrom-Anbieter. Das Naturstrom-Konzept ist besser, weil für neue Kunden sofort neue Anlagen (meistens Biogas-Anlagen) gebaut werden. Bei Natur-pur ist dies nicht der Fall, weil derzeit noch genügend Ökostrom von der HEAG zur Verfügung steht. Neue Anlagen müssen erst gebaut werden, wenn ca. 15.000 Kunden gewonnen werden. Ich finde Natur-pur aber trotzdem gut, denn warum sollte die HEAG dafür bestraft werden, daß sie sich schon vorher in diesem Energiesektor engagiert hat. Natur-pur hat den großen Vorteil, daß nicht nur die Energie aus unserer Region kommt, sondern auch unsere Arbeitsplätze bei der HEAG in Südhessen damit erhalten werden. Und für die Roßdörfer hat es noch einen Vorteil. Bei der HEAG im Aufsichtsrat sitzt eine Person, die in Roßdorf bestens bekannt ist.

Wer Interesse an Ökostrom hat, ist zu einer öffentlichen Veranstaltung in Ober-Ramstadt herzlich eingeladen:

Diskussion zum „Grünen Strom“ (u.a. mit Natur-pur)
am 11.November um 20°°Uhr in Ober-Ramstadt
im Restaurant „Zum weißen Roß“, Schafgrabengasse

Übrigens: Die Roßdörfer Grünen haben derzeit einen Antrag gestellt, wonach die Gemeinde einen Teil ihres Stromes von Natur-pur beziehen soll. Wir werden Sie über das Ergebnis informieren.

Die Grünen Roßdorf / Gundernhausen Robert Ahrnt

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