Der Frühling ist da. Und „unsere“ Rotmilane auch.

Wie jedes Jahr haben die Roßdörfer Rotmilane ihren Winterurlaub (wahrscheinlich in Spanien) unbeschadet überlebt und sind wieder da. Noch sind es zwei, bald werden es wieder fünf sein.

Dass sie sich hier wohlfühlen, liegt auch an den Windrädern. Das klingt verblüffend ist aber einfach. Die Windräder stehen nicht im freien Feld, sondern mitten im Wald, die Greifvögel nisten am Waldrand und jagen auf der freien Feldflur. Da gibt es in Roßdorf keine Konflikte.

Der sicher nicht ideologisch geprägte BUND (Bund für Naturschutz Deutschland) hat mehrere Studien zu diesem Thema veröffentlicht. Wir zitieren sie hier auszugsweise (sind im Original 30 Seiten und im Internet zu finden).

„Hochrechnungen zufolge kommen in Deutschland bis zu einhundert Tausend Vögel an Windrädern zu Tode. Das wird in der Öffentlichkeit heftig diskutiert. Daher ist es erstaunlich, dass die über einhundert Millionen Vögel, die jährlich in Deutschland an Glas und Glasscheiben sterben, kein öffentliches Thema sind. Auch zu den wesentlich massiveren Schäden durch Vogelschlag im Straßenverkehr und entlang von Bahn- und Hochspannungstrassen gibt es keine Debatte.

Warum wird die kleinere Bedrohung wahrgenommen und die andere nicht einmal diskutiert?

In der sehr umfassenden Progress-Studie vom Juni 2016 wurden knapp 570 Windkraftanlagen in 55 Windparks im norddeutschen Tiefland jeweils über zwölf Wochen einmal wöchentlich nach Totfunden von Vögeln abgesucht. Dies entspricht circa 4,5 Prozent aller Anlagen in der norddeutschen Tiefebene. Es wurden insgesamt 291 getötete Vögel gefunden, die zu 57 Arten gehören. Die fünf am häufigsten gefundenen Vogelarten sind die Ringeltaube (41 Individuen), die Stockente (39), der Mäusebussard (25), die Lachmöwe (18) und der Star (15). Der Rotmilan liegt bei PROGRESS auf Platz 12 mit fünf Totfunden.
QuelleBundesministerium für Umwelt

Unser Roßdörfer Kommentar: „Unsere“ Rotmilane haben durch die Waldstandorte viel bessere Lebenschancen als es sie in der norddeutschen Tiefebene gibt. Sie wohnen am Waldrand und jagen auf der offenen Feldflur. Weit weg von den Windrädern.

 „Vogelfang und Vogeljagd Einem Artikel der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2010 zufolge werden in Europa jedes Jahr bis zu 120 Millionen legal bei der Jagd und illegal 100 Millionen Wildvögel getötet. Bei der Jagd sind allerdings Fortschritte zu erkennen. Der Abschuss von Greifvögeln ist auch durch den starken Druck der Umwelt- und Tierschutzbewegung stark zurückgegangen. Und das Verschwinden der Nahrungsinsekten hat Rebhuhn und Fasan wesentlich stärker reduziert als die Jagd.

Die größten Artenverluste wird der Klimawandel bringen. „Die globale Erwärmung bedroht jede sechste Art“ schreibt die Zeit. Windräder sind eine wirksame Waffe gegen den Klimawandel.

Die im Internet sehr hasserfüllt geführte Debatte zeigt, dass es nicht genügt, in den großen bunten Topf der Ökologie hineinzugreifen, sich eine einzelne Art und ein Problem herauszuholen und die ganzen anderen Aspekte unter den Teppich zu kehren. Zur Ökologie gehört der tote Vogel unterm Windrad. Ökologie sind aber auch die vielen toten Vögel unter den Glasscheiben der Hochhäuser, entlang von Autobahnen, Hochspannungsleitungen und Bahntrassen. Zur Ökologie gehören die Gefahren der Atomkraft und die Gefährdung der Arten durch Agrargifte, Naturzerstörung und den menschengemachten Klimawandel.

Die einfachen, „nur guten“ Lösungen gibt es leider nicht.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer“

Zusammengestellt von Frieder Kaufmann, mit dem Redaktionsteam

Verwandte Artikel