Kämmerer und Revisoren verrechnen sich um 700.000€, nur die Grünen merken es

700.000 Euro mehr Geld für Roßdorf?

Die Vorlage des Prüfberichts des Revisionsamts ist normalerweise keine sehr spannende Angelegenheit. Bei der letzten Parlamentsitzung am 2. März 2007 war das aber anders.

„Eben sind Sie Zeuge geworden, wie die Gemeinde Roßdorf um 700.000 Euro reicher geworden ist- auf dem Papier“. So kommentierte Frieder Kaufmann die Vorlage von vier „Austauschseiten“ im Bericht des Revisionsamts des Kreises Darmstadt-Dieburg. Das Amt muss prüfen, ob die Jahresrechnung der Gemeinde Roßdorf korrekt ist, insbesondere ob die einzelnen Rechnungsbeträge sachlich und rechnerisch in Ordnung sind.

Wir trauten unseren Augen nicht, als wir die alten und neuen Seiten miteinander verglichen.

Eine Excel-Tabelle sei durcheinander gekommen, entschuldigte sich das Amt, und daher sank plötzlich in den Austauschseiten der Personalaufwand der Gemeinde um 630.000 Euro und die durch Entgelte gedeckten Abschreibungen stiegen um 70.000 Euro.
700.000 mehr in der Kasse durch einen Rechenfehler? Schön wär’s.
Worauf soll sich ein Gemeindevertreter noch verlassen, wenn sogar die Revisoren, die den Auftrag haben, Erbsen zu zählen und Pfennigfuchser zu sein, solche eklatanten Rechenfehler machen?
Beinahe zynisch klingt da der öffentliche Kommentar der SPD, man freue sich dass das Revisionsamt keinerlei Mängel festgestellt habe. Die Fehler des Amts hat die SPD aber nicht bemerkt.

Dieser Fehler wurde aufgedeckt weil wir Grünen mal wieder intensiv nachgefragt haben.

Wir konnten nicht glauben, dass die Gaststätte Alt-Roßdorf eine Kostendeckung von 92% tatsächlich erreicht hat, wie es in der Excel-Tabelle der Revisoren stand. Auf unsere Nachfrage im Haupt- und Finanzausschuss kam dann zwei Tage später als Tischvorlage im Parlament die Korrektur (es sind nur 68%) und das Eingeständnis des Amtes, noch mehr Fehler gemacht zu haben.
„Seien Sie doch nicht so kleinlich“ meinte ein Kommunalpolitiker. Diesen Kommentar werden wir uns gut merken, wenn wir uns mal um ein paar läppische Hunderttausend Euro verrechnen sollten.

Kommunalpolitik wird von Hobby-Politikern gemacht, die sich darauf verlassen müssen, dass die bezahlten Kämmerer und ihre Prüfer korrekte und geprüfte Zahlen vorlegen.
Unser Vertrauen in die Qualität der Finanzleute hat einen weiteren heftigen Knacks bekommen.

Frieder Kaufmann

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