Tempo 30: 1994 beantragt, 2005 endlich „Bitte“

Tempo 30 – Willkommen in der Gegenwart

 

Folgenden Antrag stellten die Rossdörfer Grünen vor 11 Jahren im Oktober 1994:

„Der Gemeindevorstand wird beauftragt, in sämtlichen Wohngebieten rechts und links der Hauptdurchgangsstraßen in Roßdorf und Gundernhausen flächendeckend Tempo-30-Zonen einzurichten. Begründung:

Die Einrichtung von flächendeckenden Tepo-30-Zonen in Wohngebieten ist inzwischen eine unumstrittene Maßnahme zur Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit für Anwohner/innen, Fußgänger/innen und Radfahrer/innen. Die Handhabung dieser Methode ist in unserer Gemeinde recht unterschiedlich und verwirrend; einerseits einige Tepo-30-Zonen (Gundernhausen Mitte, Stetteritz, Rossdorf Ringstraße, Odenwaldringgebiet, Bessunger Forst), andererseits Geschwindigkeitsbegrenzungen aus 30 zum Teil in direktem Anschluss an eine Tempo-30-Zone. Dieser Wechsel von Tempo 50 und Tempo30 mit unterschiedlichen Verkehrsschildern ist für die Verkehrsteilnehmer sehr verwirrend, z.B. Ringstraße / Jahnstraße oder Holzgasse / Birkehe / Müllerstraße, um nur einige solcher „wechselhaften“ Stellen zu nennen. Einheitliche konsequente Regelungen sind für Autofahrer einfacher einzuhalten und erfordern weniger unterschiedliche Beschilderung. Die in den letzten Jahren erfolgten Maßnahmen wie Rückbau der Hauptdurchgangsstraßen und z.T. Temporeduzierung auf 30 kmh sind begrüßenswerte Schritte; hierzu steht jedoch im Widerspruch, dass Wohn- und Nebenstraßen mit 50 kmh befahren werden dürfen.“

Der Antrag wurde 1994 abgelehnt. Dies war übrigens nicht der erste grüne Antrag zu Tempo 30 in Roßdorf. Bereits 1991 war eine ähnliche Initiative im Parlament gescheitert. Die Anträge aus den 80erJahren sind uns nicht mehr präsent. Das sollen Historiker im Jahr 2080 für die Festschrift recherchieren, falls wider Erwarten die grüne Partei 100 Jahre alt werden sollte. Im Jahr 1997 bremste der damals frisch gebackene Bürgermeister Pfeiffer eine grüne Tempo-30-Initiative aus. Er versprach, Tempo 30 in allen Wohngebieten einzuführen, sobald die neue rot-grüne Bundesregierung Klarheit für ihren politischen Kurs gefunden habe. Mittlerweile ist die rot-grüne Bundesregierung genauso Geschichte wie die Amtszeit des Herrn Pfeiffer. Vor zwei Jahren hat die Gemeinde Roßdorf einen Verkehrsentwicklungsplan beauftragt und es war seit zwei Jahren absehbar, was die Verkehrsfachleute vorschlagen würden: einheitlich Tempo 30 für alle Wohngebiete. Die Rossdörfer Grünen haben sich den Spaß erlaubt, zur vergangenen Sitzung den Antrag aus dem Jahr 1994 mit einem aktuellen Datum zu versehen und mit gleichem Wortlaut in das Parlament einzubringen. Und siehe da: Alle Parteien haben letzte Woche zugestimmt! Mit Ausnahme von einem Wort: Die SPD hat mit ihrer Mehrheit durchgesetzt, dass die Bürgermeisterin mit diesem Auftrag nicht „beauftragt“ wird, sondern „gebeten“ wird. Und die SPD zeigte sich unzufrieden, dass die Grünen Teile des Verkehrsentwicklungsplans herauspicken. Sei’s drum….hier zeigt sich erneut, wie erfolgreich grüne Politik in Roßdorf ist. Nämlich völlig erfolglos. Wir sind angesichts der Mehrheitsverhältnisse schlicht überflüssig. Die SPD zeigte sich fast 20 Jahre lang von den Grünen unbeeindruckt. Und die vor zwanzig Jahren schon genauso gute Idee wird von der Rossdörfer Mehrheit erst dann angenommen, wenn es nicht mehr zu verhindern ist, weil ein Verkehrsgutachten dies dringend empfiehlt und es alle Spatzen von den Dächern pfeifen. Willkommen in der Gegenwart! Hätte es Tempo 30 in allen Wohngebieten auch ohne die Rossdörfer Grünen gegeben? Ich befürchte, ohne die Grünen wäre Tempo 30 schon früher gekommen. Fast alle Feuerwehrautos wurden von der SPD beantragt und mehrheitlich beschlossen. Sollen wir Rossdörfer Grünen mal ein neues Feuerwehrauto beantragen? Dann kämen unsichere Zeiten auf uns zu, denn mit grünem Antrag müsste die Feuerwehr 20 Jahre lang darauf warten.

 

Robert Ahrnt – Die Grünen Roßdorf / Gundernhausen

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