Die Jugend muss beteiligt und ernst genommen werden. Von Anfang bis Ende

Die WiR hat in der letzten Gemeindevertretungssitzung einen Antrag gestellt, der es in sich hatte. Oberflächlich sehr simpel: Die Gemeinde möge bitte Gewerbetreibende ansprechen, ob sie eventuell einen Pumptrack (eine Mountainbikefahrstrecke) finanzieren würden.

Keine schlechte Idee, ein Pumptrack klingt toll, und wenn die Gemeinde den nicht bezahlen muss ist das ebenfalls sehr positiv. Aber: Der Teufel steckt hier im Detail. Unsere Fraktionsvorsitzende Astrid Kaufmann brachte unsere Kritikpunkte in einer spontanen Rede sehr mitreißend zusammen, die von allen anderen Fraktionen ebenso unterstützt wurden.

Im Antrag ging es um die Flächen an der Zahlwaldhalle. Nur, für diese Flächen haben wir auf Basis eines GRÜNEN Antrags im Dezember 2021 beschlossen, dass die Jugendförderung gemeinsam mit Jugendlichen ein Konzept für die Nutzung erarbeiten soll.

Die Jugendförderung hat damals extra betont: Bei Jugendlichen ist es extrem wichtig, dass eine Beteiligung ernstgenommen wird, und es wirklich ergebnisoffen ist. „So tun als ob“ ist komplett der falsche Weg. Deswegen dürfen eben nicht die Gemeindevertreter:innen die Vorgaben machen.

Mit dem Antrag der WiR wird dieser Ansatz allerdings auf den Kopf gestellt.

Natürlich könnte es sein, dass die Jugendlichen einen Pumptrack für eine großartige Idee halten. Das ist sogar recht wahrscheinlich. Aber vielleicht ist der Bedarf nach etwas anderem viel größer! Allein die Diskussion des Pumptracks beeinflusst möglicherweise das Ergebnis der Beteiligung.

Die Reihenfolge ist durch den WiR-Antrag einfach falsch herum und nimmt die Jugendlichen nicht ernst.

Ein Grüner sah das so:“ ich würde mir verarscht vorkommen, wenn man mich endlich mal fragt, und dann gibt es schon ein Ergebnis“

Nach den Ausschuss-Sitzungen hat die WiR den Bezug auf die Flächen an der Zahlwaldhalle entfernt und keinen konkreten Ort mehr benannt. Das macht es aus unserer Sicht nicht besser, denn wo soll dieser Ort denn sein?

So viele bebaubare Flächen hat die Gemeinde gar nicht, und einen fruchtbaren Acker für einen Pumptrack umzuwandeln ist auch nicht der richtige Weg.

Die WiR und der Bürgermeister brachten ein, dass es einen illegalen Pumptrack am Rehberg gibt, wo nachts waghalsige Videos gedreht werden, und sogar „Touristen“ aus umliegenden Gemeinden kommen. Würden die auf einen legalen Pumptrack wechseln? Das können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen. Wer besondere Herausforderungen und den Nervenkitzel des Illegalen sucht wird sich nicht auf einen vergleichsweise harmlosen legalen Pumptrack umleiten lassen.

Die Grundidee des Antrags ist gut. Falls eine so teure Anlage gebaut werden soll, ist es ausgesprochen positiv bei Gewerbetreibenden um Unterstützung zu fragen. Man könnte es sogar noch weiter fassen und auch Stiftungen und Bürger:innen einbeziehen. Dass ein Pumptrack modern ist und viel genutzt werden könnte, ist ebenfalls gut möglich.

Aber heute um Spenden anzufragen ohne eine Fläche für den Bau zu haben, ist falsch. Und die Beteiligung der Jugend für die Fläche an der Zahlwaldhalle durch Vorgaben zu beeinflussen sorgt für Demotivation und Politikverdrossenheit. 

Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn es ein Ergebnis der Jugendbefragung gibt, könnte der Antrag genau richtig sein. Heute ist er falsch.

Wir sind daher froh, dass die WiR schlussendlich den Bitten aller Fraktionen nachgekommen ist, den Antrag im Ausschuss zu belassen. Das bedeutet, dass keine Entscheidung getroffen wurde und man weiter diskutieren kann. Es wäre schade, wenn ein so grundsätzlich positiver Antrag aufgrund des falschen Zeitpunkts der Antragstellung durchfallen würde.

Für die GRÜNEN: Astrid Kaufmann mit dem Redaktionsteam

 

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