Atomindustrie: Nach wie vor ein Risiko auch für Roßdorf

Schon immer weisen die Roßdörfer Grünen auf die Gefahren hin, die von dem in gerade mal 24 Kilometern Luftlinie entfernten Kernkraftwerk Biblis ausgehen. Wir haben auf unterschiedlichste Arten in Roßdorf und auch in Biblis auf die Stilllegung hingearbeitet.

Das Titelbild zeigt Teilnehmende aus Roßdorf bei einer Demo 2010 in Biblis. Da lief das Atomkraftwerk noch.

Am 11.4.2017 hat Hessens grüne Umweltministerin Priska Hinz das Kernkraftwerk dann endgültig zum Abriss freigegeben. Das hat alle Menschen in Roßdorf aufatmen lassen. Denn voraus gegangen war die Kernschmelze in Fukushima 2011, und die Kernschmelze 1986 in Tschernobyl.

Ist damit Biblis aus den Augen, aus dem Sinn? Nein. Die Brennstäbe sind seitdem nicht mehr im Reaktor. Das war die Erfolgsmeldung der Grünen von 2017. Sie haben sich aber leider nicht in Luft aufgelöst, sondern liegen jetzt ziemlich sicher in den CASTOR-Behältern direkt nebendran. Eine Kettenreaktion, die zum „Größten Anzunehmenden Unfall“ (GAU) führen könnte, ist dadurch nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen. Darauf sind wir Grüne stolz.

Aber die Sünden der Vergangenheit sind nicht vergessen:

Demnächst kommen wieder sechs CASTOR-Behälter aus Sellafield mit hoch radioaktivem Biblis-Atommüll im stillgelegten Atomkraftwerk Biblis an. Daran führt kein Weg vorbei.

Die Atomindustrie und die damaligen Bundesregierungen hatten behauptet, man könne den Atommüll recyclen. Das hat zum Glück nicht geklappt. Denn dabei wäre auch Atomwaffenfähiges Plutonium heraus gekommen. Jetzt also: Zurück zum Absender, der Müll gehört zu Biblis.

Die Menschen in Roßdorf werden noch lange damit leben müssen, dass gerade mal 24 Kilometer in der Hauptwindrichtung West eine strahlende Bauruine und ein Zwischenlager für Atommüll liegt. Was aus dem Atom-Müll in den kommenden Generationen werden soll, ist genau wie zu Beginn des Atomzeitalters ungelöst.

Das Zwischenlager Biblis ist nicht gegen einen Flugzeugabsturz gesichert, nur die Lagerkapazität ist begrenzt.

Ein Atomkraftwerk kann man nicht einfach ausknipsen wie eine Glühbirne. Der Restmüll strahlt noch tausende Jahre. Das Atomgesetz verlangt eine sichere Endlagerung für eine Million Jahre (Quelle Wikipedia). Unsere Nachkommen werden sich für dieses Erbe bedanken. Entschieden haben das die Politiker, die in den 60er und 70Jahren verantwortlich waren.

Verantwortliche Politik muss in Generationen denken, und selbst das reicht nicht. Der Klimawandel wird genau wie die Altlasten des Atomzeitalters noch viele Generationen direkt betreffen.

Aber wir Grüne sind ja eigentlich grundoptimistisch. Jeder kennt das Problem, alle wissen um die Lösungen. Auch wenn die ausgeknipste Glühbirne Biblis noch lange sehr heiß sein wird, ob man will oder nicht. Wir rufen dazu auf, langfristig zu denken und zu handeln.

Für die Grünen: Frieder Kaufmann 27.2.2020

 

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