Auch Roßdorfs wichtigster Bach wird ein „wilder Bach“

Auf Antrag der Gemeinde Roßdorf wird sie an dem Landesprogramm „100 wilde Bäche“ beteiligt. Mit diesem von Umweltministerin Hinz (Grüne) aufgelegten Naturschutzprogramm werden für die Renaturierung von 100 Bächen in 138 Kommunen im Jahr 2020 mehr als 5 Millionen Euro bereitgestellt. Auch der Roßdörfer „Erbesbach“ und der Gundernhäuser „Erbsenbach“ ist dabei.

Keine Sorge: es ist derselbe Bach.

Auch wenn schon viel für die Renaturierung dieses Bachs getan wurde, bleiben sicher noch genügend Projekte, deren Kosten das Land bis zu 95% übernimmt.

Für die Roßdörfer Grünen ist dieser Bach eine Herzensangelegenheit. Gefühlt zehn Anträge und Anfragen haben wir dazu in den letzten dreißig Jahren gestellt. Mehrere Begehungen haben wir organisiert.

Der Erbsenbach (so heißt er auch im Landesbescheid) hat eine gequälte Geschichte hinter sich. Auf dem Weg von der Quelle in Ober-Ramstadt war er jahrelang in ein Betonbett gefasst. Einleitungen aus landwirtschaftlichen Flächen führten stickstoffbelastetes Oberflächenwasser direkt hinein. Auch die OHI entsorgte ihren Feinstaub in „die Bach“, die dann monatelang grau war und wie mit Beton ausgekleidet war. Kleinlebewesen hatten keine Chance.

 Einbetoniert ist der Bach streckenweise auch heute noch. Auf dem Stück zwischen B 38 und dem Bahndamm am neuen Kreisel beim Edeka sieht man noch die Sünden der Vergangenheit. Aber es gibt Stücke Richtung Gundernhausen, die dem Bach wieder Freiheit gegeben haben.

Das Biotop zwischen B 38 und Gundernhausen ist ein Lehrbeispiel, wie eine Gemeinde mit verhältnismäßig wenig Aufwand der Natur wieder Raum verschaffen kann. Das angehängte Foto stammt von der „Bachbegehung“ der Grünen 2018. Wir waren sehr froh und auch ein bisschen stolz, dass nicht nur die Vertreterin der hessischen Grünen Martina Feldmayer sowie Prinz zu Löwenstein aus Habitzheim von der Ökologischen Landwirtschaft und Ralf Theurer der Landschaftsplaner aus Roßdorf aktiv dabei waren, sondern praktisch alle Landwirte Roßdorfs. Ökologie geht nur gemeinsam.

Und auch unterhalb Gundernhausens wurde eine meterhohe Staustufe entfernt, damit der Bach wieder für Tiere bachaufwärts nutzbar wird.

All diese Veränderungen kamen nur zustande, weil es ganz viele Menschen gibt, die sich für die Wiederinstandsetzung der natürlichen Umwelt einsetzen.

Mit den neuen Landesmitteln wird vielleicht aus der Betonröhre wieder ein richtiger Bach. Auf ganzer Länge von der Quelle in Ober-Ramstadt bis zur Mündung in Dieburg.

Das Besondere an dem Programm ist, dass wir den Kommunen viel Arbeit abnehmen.

Das Land unterstützt die Kommunen zum Beispiel beim Flächenmanagement, der Projektsteuerung und -planung sowie bei der organisatorischen Abwicklung der Maßnahmen vom Förderantrag bis zur Bauabnahme. Außerdem werden bis zu 95 Prozent der Kosten vom Land übernommen“, sagte die Ministerin. Die ausgewählten Kommunen werden nun zeitnah von einem vom Land beauftragten Dienstleister kontaktiert. Für die Finanzierung des Dienstleisters ist im Jahr 2020 eine Million Euro vorgesehen. Für die Renaturierungsmaßnahmen stehen für 2020 fünf Millionen Euro bereit.

„Mit unserem Programm „100 Wilde Bäche“ werden wir Gewässer aus ihrem Betonbett befreien und sie wieder in einen natürlichen Zustand versetzen. Unsere Bäche werden wieder wild, natürlich und artenreich“ sagte Umweltministerin Priska Hinz in Wiesbaden.

 

Für die Grünen: Frieder Kaufmann

Verwandte Artikel