Diese sehr persönliche Erklärung gab Frieder Kaufmann am Schluss der Gmeindevertretungssitzung vom 20.9.24 ab. Wie ein roter Faden zieht sich durch sein Leben die Erkenntnis: Wer anderen hilft, hilft sich selbst. Am Schluss gab es stehenden Applaus
„Obwohl uns Gemeindevertreter derzeit ein eiskalter Hauch von oben erreicht ist diese Gemeindevertretung sehr selbstbewusst, sehr diskussionsfähig aber am Schluss einig, Denn wir wissen, dass wir der Souverän sind, der die Richtlinien der Gemeindepolitik festleget und sonst niemand.
Diese Gemeindevertretung ist stark, und sich ihrer Stärke bewusst. Das ist gut so.
Das ist ein guter Moment für eine energische Entscheidung.
Heute ist mein letzter Tag in dieser Gemeindevertretung. Kurzer Abschied, das ist mein Stil.
Erlaubt mir, ein wenig zurückzublicken und Dinge zu erzählen, die nur den Wenigsten hier bekannt sind.
1973, im zarten Alter von 23 Jahren, entschied ich mich, Maschinenschlosser zu werden, also Arbeiter. Praktische Arbeit liegt mir. Ich war dadurch der erste Maschinenschlosser mit Abitur bei Merck. Beim Abi war ich Jahrgangsbester. Ich habe den Wechsel nie bereut.
Wenn man die Welt aus der Sicht eines Arbeiters sieht, der die Werte herstellt, die andere nur verwalten, kann man ein sehr hohes Selbstbewusstsein haben.
Das habe ich. Und ich habe die ungeheure Praxiserfahrungen meiner Arbeitskollegen aufgesogen, von ihnen gelernt, ihnen zugeschaut und ihren wirklichen Wert schätzen gelernt. Deshalb kann ich sehr viel. Dieser Wert wird leider nicht wertgeschätzt. Produktivität ist Produktion, und das machen die produzierenden Menschen.
Und ich verstehe die Ängste und Nöte der Menschen,
Ich habe in den 42 Jahren, in denen ich im Beruf tätig war, unzähligen Menschen geholfen. Von den Arbeitenden bis zu den Akademikern.
Wer anderen hilft, hilft sich auch selbst.
Durch Lösungen.
Lösungen schaffen, Konflikte lösen, Antworten geben, Hilfe zur Selbsthilfe geben und Führungskräften auch mal klare Grenzen setzen, wenn sie eigenmächtig Willkür durchsetzen wollten. Das habe ich am liebsten gemacht und eigentlich immer gewonnen.
Ich habe mich immer als Anwalt verstanden, der seinen Kunden zuhört, nicht bewertet ob sie Starrköpfe sind, sondern ihre Interessen vertritt. Aber auch mal Nein sagt, eben habt ihr euch verlaufen.
Das war sicher einer der Gründe warum ich der weltweit ranghöchste Arbeitnehmervertreter im großen Merck-Konzern wurde.
Das ist der Schlüssel und Übergang zur Gemeindepolitik.
Ich bin jetzt wahrscheinlich mehr als 30 Jahre in der Gemeindevertretung, nagelt mich nicht fest, es ist nicht wichtig.
Hier geht es um die Interessen der hier lebenden Menschen. Ganz schlicht.
Alltagsthemen wie Kinderbetreuung, Lebenshaltungskosten, Einkaufsmöglichkeiten, Verkehrsthemen, Bürgerbeteiligung, Schulausbildung, Umweltfreundliche Energieversorgung. Alles Alltagsthemen aber mit sehr hohem Wert für jede einzelne Person. Nicht Ideologie, sondern Alltag.
Lösungen schaffen, das ist Gemeindepolitik. Deshalb mag ich sie so. Wer anderen hilft, hilft sich selbst.
Stress, Unnötiger Zeitdruck, Polemik, Aggressivität, Respektlosigkeit oder gar Androhung von rechtlichen Schritten, gehören hier nicht her, sondern hier geht es um Lösungen. Genau mein Ding.
Ich glaube, mir in den 30 Jahren hier im Ort und in der Gemeinde ziemlich viel Respekt verschafft zu haben. Das ist das beste Wort was es im Deutschen für Anerkennung gibt. Respekt heißt Achtung, Wertschätzung, Anerkennung, Akzeptieren einer anderen Meinung. Denn die könnte ja auch mal richtig sein.
Ich bin sehr froh, dass man bei manchem meiner Redebeiträge eine Stecknadel hätte fallen hören können. Offenbar habe ich die Menschen mit meinen Argumenten erreicht.
Manch einer mag mich wahrscheinlich nicht leiden, weil ich auch sehr klar und sehr direkt sein kann.
Aber Klarheit ist auch Wahrheit. Dass ich als kritischer Mensch wahrgenommen werde, ist genau was ich will. Aber dass ich von den Menschen hier im Ort respektiert werde, ist eine ungeheure Bestätigung. Respekt ist das wichtigste Mittel, das man einem Menschen zukommen lassen kann. Dann prallt gehässige Kritik ab. Ich fühle mich von dieser Gemeindevertretung respektiert. Das ist die höchste Ehre die mir zukommen kann.
Aber jetzt ist heute Schluss. Die GRÜNEN sind und bleiben die jüngste Fraktion, und vor allem die weiblichste. Das freut mich am meisten. Alle Nachrückerfragen sind geklärt. Wer mir nachfolgt: Natürlich eine viel Jüngere schon lange sehr engagierte Frau.
Hütet euch, mir eine Ehrung zukommen zu lassen. Ich werde sie nicht annehmen.
Es war mir Ehre genug, so lange für meine Heimatgemeinde gearbeitet zu haben. Ehrenurkunden, Eintritt im Schwimmbad oder gar Ehrungssitzungen könnt ihr euch an den Hut stecken. Ich brauch das nicht und will das nicht und werde es nicht annehmen.
Mit Ablauf der heutigen Sitzung lege ich mein Mandat nieder
Aber: Man sieht sich wieder: Spätestens bei meinem nächsten Artikel im Roßdörfer Anzeiger.
Und jetzt: Tschüss, Das wars.“
Für die GRÜNEN: Daniela Dalpke mit dem Redaktionsteam
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