Mit dem Strom ist es wie mit dem Getreide: Wir brauchen das ganze Jahr über eine zuverlässige Versorgung.
Vorab: Das, was in und um unseren Ort herum passiert, hat oft mehrere Seiten. Es gibt verschiedene Sichtweisen. Vieles, was als gut oder notwendig erachtet wird, hat auch einige negative Aspekte. Bei der Windkraft wirkt es oft so, als gäbe es nur zwei mögliche Beurteilungen: nur schlecht oder nur gut. Das ist natürlich nicht so. Andererseits gibt es Dinge, die ohne Diskussion akzeptiert werden, obwohl sie auch negative Auswirkungen haben. Der Getreideanbau eignet sich da gut als Beispiel. Er wird allgemein akzeptiert aus der Einsicht heraus, dass wir ihn brauchen. Obwohl, bei genauem Hinsehen, nicht alles positiv ist.
Ein Vergleich
Gänzlich gegen Windräder zu argumentieren, weil es immer wieder Flauten ohne Erträge gibt, entspricht in etwa dem unsinnigen Argument, Weizenanbau mache keinen Sinn, weil der nur ein mal im Jahr geerntet werden kann, außerdem mit Risiko von Ernteausfällen aufgrund von Unwettern, Dürren, Krankheiten etc.
Merkwürdigerweise hatten wir hier noch keine Hungersnot und es gibt das ganze Jahr über mehr als genug Brot. Wie kann das nur sein? Da fällt jetzt, glaube ich, auch dem schärfsten Windkraftgegner ein, dass man Weizen lagern kann, dass nicht überall gleichermaßen Unwetter oder Dürre ist, man woanders einkaufen kann, auch mal im Ausland, dass es nicht nur Weizen gibt, sondern auch andere Getreidesorten, man muss sich auch nicht unbedingt von Brot ernähren… man kann die Liste beliebig fortsetzen. Wir Menschen haben schon für viel schwierigere Probleme Lösungen gefunden.
Obwohl es in der Welt leider trotzdem Hunger gibt. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Wer gegen Windräder im Wald plädiert, weil das dort weniger Bäume bedeutet, muss sich bewusst machen: Auch jedes Weizen- oder andere Feld kostet uns Wald oder intakte Natur. Denn dort wo Ackerbau betrieben wird, kann nichts anderes sein.
Wer gegen negative Auswirkungen durch windgetriebenen Infraschall wettert, muss einerseits eingestehen, dass es dafür keine Belege gibt. Dagegen ist es erwiesen, dass der Nitrateintrag in unser Wasser durch die Landwirtschaft definitiv schädlich ist. Wir nehmen das notgedrungen in Kauf.
Dann hört man oft, wir hätten hier Schwachwindgebiet, das lohne sich doch gar nicht. Dazu kann man entgegen halten: Wenn es Investoren gibt, die hier Windräder bauen wollen, dann schätzen die es ganz gewiss anders ein, nämlich, dass hier genug Ertrag und damit Gewinne erzielt werden können, selbst wenn sie dafür einiges an uns/unsere Gemeinde abdrücken müssen. Darüber hinaus handelt es sich um unternehmerisches Risiko. Seit wann macht sich die normale Bevölkerung da einen Kopf- es fragt doch auch keiner unsere Landwirte, ob der Boden hier maximal fruchtbar ist, oder ob es sich woanders nicht viel mehr lohnen könnte, Ackerbau zu betreiben.
Windräder sind wohl kaum schädlicher für unsere Tierwelt als ausgedehnte Ackerflächen, die nur wenig Leben mehr zulassen. Ohne unsere Hausgärten wären z.B. unsere Singvögel geliefert.
Zum Schluss: Ich persönlich kann mir auch was schöneres vorstellen, als Windräder im Wald. Ich kann mir aber auch was schöneres vorstellen, als Weizenfelder – ohne dagegen zu sein. In manchen sauren Apfel muss man halt beißen und kann das nicht einfach anderen anderswo zuschieben. Meine Meinung. Und die darf ich in Deutschland, in Roßdorf und auch bei den GRÜNEN – ohne Gefahr, ausgeschlossen zu werden – äußern.
Zum allerletzten Schluss: Wir wollen hier niemandem zu nahe treten, ganz ausdrücklich nicht unseren Bauern. Wir werben nur für Einsicht, Toleranz und Akzeptanz der notwendigen Energiewende. Auch hier bei uns. Wir wünschen unseren Landwirten beste Ernten!
Für die GRÜNEN, Ulla Bernhard mit dem Redaktionsteam
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