Roßdorf finanziert eine Kneipe

3,53 Euro Kaltmiete pro qm? Wo gibt’s denn so was?

Die gemeindeeigenen Gaststätten sind alles andere als Goldgruben für die Gemeinde. Vor allem das Puck am Schwimmbad kostet richtig Geld. 24.000 Euro werden das 2006 sein. So wie alle Jahre vorher auch. Wegen 20.000 Euro Kosten hat die SPD-Mehrheit die Drittkinderregel im Kindergarten gestrichen und damit soziale Errungenschaften ohne Not abgeschafft. Und hier verschleudert Roßdorf Jahr für Jahr mehr als 20.000 Euro.
Und es wird noch schlimmer wenn man vergleicht:
Die ungefähr 60 qm kleine Kneipe Alt-Roßdorf zahlt als Pacht umgerechnet 17,40 Euro pro Quadratmeter im Monat. Das deckt die Kosten, so dass bei der Gemeindebilanz 150 Euro „Jahresgewinn“ herauskommt.
Anders das Puck :
Wir wollten wissen, wie groß das riesige Puck tatsächlich ist, und wie viel Pacht die Brauerei pro qm bezahlt. Die ersten Angaben aus der Gemeinde wollten wir nicht glauben, denn da hätte der Preis pro qm unter 4 Euro gelegen, weniger als im sozialen Wohnungsbau und weit entfernt von den 17 Euro, die der Pächter von „Alt-Roßdorf“ zahlen muss.
Also haben wir eine genaue Berechnung der Wohnflächen und der mit der Wirtschaft gemeinsam verpachteten Wohnungen verlangt.
Wohlgemerkt: es geht nicht um die Fläche, die für die Zwecke der Eisbahn / Schwimmbad bereit stehen und selbstverständlich von der Gemeinde zu finanzieren sind, sondern nur um die an die Brauerei verpachteten Flächen.

Die Antwort hat uns umgehauen.
Die Wirtschaft ist 238 qm groß, die beiden Wohnungen zusammen 149 qm. In Summe also 387 qm, noch mal 11 qm mehr als die Zahlen, die wir nicht glauben wollten.
Bei einer Jahrespacht von 16.400 Euro sind das 3,53 Euro im Monat pro Quadratmeter für Gaststätte und Wohnungen in einem modernen, relativ neuen Gebäude. Roßdorf finanziert eine Kneipe!

Das ist ein Skandal.
Wir haben den Haushalt 2006 abgelehnt, und dies mit der offensichtlichen Subvention des Puck begründet. Dass die Zahlen jetzt noch deutlicher sind als wir befürchtet hatten, untermauert unsere Argumentation.

Es wird aber noch schlimmer:
Inklusive Nebenräumen, Veranden und befestigten Freiflächen (Biergarten) kommen 516 qm zusammen. Da wollen wir den Quadratmeterpreis erst gar nicht mehr ausrechnen.

Das ist eine bodenlose Subvention und eigentlich unglaublich, aber im Prinzip seit Jahren bekannt. Wer auf der Homepage der Grünen (www.gruene-rossdorf.de) im Archiv blättert, findet die Veröffentlichungen zu diesem Thema aus den vergangenen Jahren.

Dieses Gebäude ist eine Perle für die Gemeinde und wird weit unter Wert verramscht.
Schon unter Bürgermeister Jakoubek wurden die großzügigen Pachtverträge mit der Brauerei abgeschlossen.
Das Parlament hat beschlossen, das  Gebäude nicht für Jugendarbeit nutzen zu wollen. Dann muss es aber bessere Nutzungsideen geben. Die Bücherei sucht einen neuen Platz. Wäre das nicht was? Priorität hat allerdings die Versorgung der Gäste von Schwimmbad und Eisbahn, ohne dass dies mit  Geldvernichtung auf Kosten der Gemeinde verbunden ist.

Die langfristigen Pachtverträge lassen im Sommer eine Kündigung zu, also könnte das Parlament in seiner erster Arbeitssitzung fristgerecht vorsorglich kündigen und in Ruhe ein Konzept erstellen, es sei denn der Gemeindevorstand traut sich schon vorher, das zu tun.

Frieder Kaufmann – B90/Die Grünen Roßdorf + Gundernhausen

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