Kein Jugendzentrum Puck aber Ausbau Alte Schule

Wie zum neuen Jugendzentrum die neue Bücherei kam

 

Im vergangenen Jahr hatte die Jugendzentrums-Kommission ihre Arbeit abgeschlossen und dem Gemeindeparlament eine Empfehlung vorgelegt, der das Parlament auch mehrheitlich gefolgt ist. Das Bürgerzentrum Neue Schule – so die Kommission – sei ein geeigneter Platz für den Ausbau des heutigen Jugendzentrums. Mit dieser Entscheidung wurde auch ein Schlussstrich unter eine Diskussion gesetzt, welche von den Rossdörfer Grünen schon vor einigen Jahren begonnen worden war. Wir hatten schon sehr früh kritisiert, dass die Miet-Einnahmen aus der Gaststätte Puck und den dazugehörigen Wohnungen gerade ausreichend sind, den laufenden Unterhalt dieser Räume zu bezahlen. Unsere Idee, ein „neues“ Jugendzentrum mit relativ geringen Kosten in das vorhandene Gebäude an der Eisbahn zu setzen, wurde in der Kommission jedoch endgültig verworfen. Die Empfehlung der Kommission für ein neues Jugendzentrum im heutigen Bürgerzentrum war einstimmig, bis auf eine Gegenstimme von den Grünen. Zwar haben auch wir erkannt, dass die die heutige Bücherei (Erdgeschossräume) für ein Jugendzentrum geeignet sind. Es gab jedoch zwei Gründe, warum wir unsere Idee mit dem Gebäude an der Eisbahn immer noch gut finden. Das eine Argument: Der Lärm-Konflikt eines Jugendzentrums mit der angrenzenden Nachbarschaft ist aus unserer Sicht (und entgegen der Meinung der Kommission) nicht besser als an der Eisbahn gelöst. Unser zweites Argument: Die der Entscheidung zugrunde liegenden Zahlen aus dem Rathaus zu den alternativen Kosten sind für uns nicht überzeugend gewesen.

 

Die Kosten-Gegenüberstellung

Für das Gebäude an der Eisbahn wurden Umbaukosten und Abstandszahlungen in Höhe von 68.000,-€ ermittelt. Für den Um- und Ausbau des Jugendzentrums in den Räumen der heutigen Bücherei wurden 65.000,-€ ermittelt, wobei eine wünschenswerte Treppen-Verbindung zwischen Keller und Erdgeschoss zusätzliche 42.000,-€ erfordern würde. Aus diesen Zahlen ist erkennbar, dass die reinen Umbaukosten in beiden Standorten ungefähr gleich gewesen wären.

In einer langfristigen finanziellen Betrachtung der beiden Standorte hat jedoch der Ausbau im Bürgerzentrum das Rennen gemacht. Ganz einfach: Die jährlichen Kosten bei einer Umnutzung des Gebäudes an der Eisbahn hätten sich auf 17.000,-€ belaufen, nämlich die fehlenden Pachteinnahmen aus Gaststätte und Wohnungen. Diese wurden auf 10 Jahre hochgerechnet, macht 170.000,-€. Der Umbau der heutigen Bücherei für eine Erweiterung des Jugendzentrums im Bürgerzentrum Neue Schule löst solche Kosten nicht aus, denn die Bücherei zahlt ja keine Miete. Deshalb ist das Jugendzentrum im Bürgerzentrum über 10 Jahre betrachtet wesentlich billiger.

 

Eine ungleiche Rechnung

Moment – müssen Sie als aufmerksame Person nun einwenden – bei dieser Lösung muss die Verlagerung der Bücherei doch auch in die Kosten mit eingerechnet werden. Richtig, das hat die Bürgermeisterin auch getan. Die Bücherei – so die rechnerische Grundlage der Kommission – bekommt einen Anbau an die Rehberghalle, dieser kosten 150.000,-€, ist also in der 10-Jahres-Betrachtung billiger als die 170.000,-€ bei der anderen Lösung. Fertig! Meine Zweifel in der Kommission an der Vollständigkeit dieser Rechnung habe ich damals schriftlich ins Rathaus gegeben, aber da kam keine Reaktion. Das Parlament hat auf dieser Grundlage entschieden, und niemand außer uns hat bemängelt, dass diese „Kostenrechnung“ unvollständig war. Ganz klar: Bei einem Kostenvergleich hätte auch der Unterhalt einer neuen Bücherei an der Rehberghalle über 10 Jahre eingerechnet werden müssen! Dass dies unterblieb, war kein Zufall, denn dann wäre das Jugendzentrum im Bürgerzentrum die teurere Lösung geworden.

Sehr beunruhigend war jedoch aus Sicht der Grünen auch, dass für den Neubau einer Bücherei nur 150.000,-€ veranschlagt worden waren. Mit diesem Betrag – so unsere Auffassung – lässt sich kein neuer Raum für eine Bücherei schaffen! Wie dem auch sei, die Grünen können auch mit der teureren Lösung für das Jugendzentrum gut leben, denn Hauptsache, das neue Jugendzentrum funktioniert gut. Die echten Kosten wurden jedoch nach unserer Meinung verschleiert. Wir fanden auch nicht sehr logisch, dass am Ende der Standortentscheidung Jugendzentrum eine neue Bücherei stand.

 

Anfrage in der letzten Sitzung

In der vergangenen Sitzung der Gemeindevertretung hatten die Grünen eine parlamentarische Anfrage zum Thema Bücherei, aus deren Beantwortung erstmals hervorgeht, wie die Sache weitergeht. Wir fragten, wie der Zeitplan für die Entwicklung eines Konzeptes „Neue Gemeindebücherei“ aussieht. Antwort aus dem Rathaus: 2006 wird die Standortfrage entschieden, ein Nutzungskonzept erstellt und die Planung für das Gebäude gemacht. 2008 wird umgesetzt, d.h. gebaut werden. „Welche Fachleute werden an der Entwicklung des Büchereikonzeptes beteiligt?“, fragten wir weiter. Die Antwort: Insgesamt 15 Personen werden darüber beraten, darunter Vertreter aus der Stiftung Lesen, der Stadtbibliothek Darmstadt, der Hessischen Landesbibliothek, Vertreter der hiesigen Schulleitungen, Jugendliche und Personen aus der Agenda-Gruppe. Mit dieser Antwort sind wir Grünen sehr zufrieden, denn mit diesem Beratergremium ist sicher gestellt, dass der Neubau der Bücherei mit einem modernen Konzept erfolgt. „Welche Räumlichkeiten sind in der Prüfungsphase?“, fragten wir zum Schluss. Antwort: a) Anbau an die Rehberghalle, b) Neubau auf dem freien Gelände neben dem Bürgerzentrum „Neue Schule“. Sehr schön, rufen wir Grüne, und das alles soll für 150.000,-€ zu ermöglichen sein, wie beim Jugendzentrums-Vergleich vorgerechnet? Da soll einer sagen, die Sozialdemokraten könnten nicht mit Geld umgehen, in anderen Gemeinden kostet das Bauen ein Vielfaches! Wir Grüne rechnen mit dem 5-fachen Betrag, mit zusätzlichem Personal über 10 Jahre gerechnet vermutlich das 10-fache. Um in  Zukunft eins klar zu stellen. Wir sind für eine moderne Bücherei, denn die heutige „Pionier“-Bücherei erfüllt bei weitem nicht die üblichen Anforderungen an eine solche Einrichtung! Wir finden aber nicht in Ordnung, dass die Bürgermeisterin vor ihrem Parlament und der Öffentlichkeit die wahren Kosten der großzügigen Entscheidungen für das Jugendzentrum und eine neue Bücherei versteckt.

 

Themenwechsel:

Eine kleine Anmerkung für die Gundernhäuser unter uns – haben auch Sie gelesen, dass die Firma Lidl Personal für neue Märkte in Kranichstein und Gundernhausen sucht? Offenbar kamen die Verhandlungen des Bauvereins mit Lidl zum Erfolg, ein Ende des Versorgungs-Notstandes ist in Sicht!

 

Robert Ahrnt – Die Grünen Roßdorf+Gundernhausen

 

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