Ortsränder und neue Straßen

Neue Zufahrt für das Gewerbegebiet

 

Kommunalpolitische Entscheidungen und deren Umsetzung in die Wirklichkeit liegen oftmals weit auseinander. Nicht nur inhaltlich (das wäre eine gesonderte Betrachtung wert…) sondern auch zeitlich. So liegt auch der erste Beschluss der Gemeindevertretung zum Bau einer neuen Zufahrt für das Rossdörfer Gewerbegebiet schon einige Jahre zurück. Die Bürgerinnen und Bürger und auch wir Gemeindevertreter haben den Beschluss schon fast vergessen, wenn „plötzlich“ Bagger anrücken, Bäume gefällt werden und auf beeindruckend weiten Flächen der Mutterboden abgeschoben wird. Ich bin immer beunruhigt, wenn ich solche baulichen Eingriffe sehe. Die bange Frage lautet: Wird das Bauwerk sich später in die Umgebung einfügen oder wird es den Ort dauerhaft und negativ verändern? Wer sich auf der alten B26 vom Bessunger Forst her Roßdorf mit dem Fahrzeug nähert, erlebt heute nämlich eine vergleichsweise schöne Ortseinfahrt. Rechter Hand sind die sanften Erhebungen zum Bergrücken des Rehbergs zu sehen, linker Hand das bestehende Gewerbegebiet, welches jedoch mit der Rückseite zur Straße liegt und durch Bäume und Wiesen etwas abgeschirmt ist. Die Bäume entlang der Straße haben sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt und der Fuß- und Radweg wird in der Mittagszeit von Fußgängern und Radfahrern gut genutzt. Der Orteingang wird durch das Ortsschild und die Ampelkreuzung markiert, zeigt sich klar und mit niedriger Bebauung. Dies ist nicht überall so, es gibt schlechte Beispiele. In viel zu vielen Gemeinden sind die Ortsränder aufgelöst, es ist allzu oft ein schleichender Übergang von zersielter Landschaft zu unklarer Bebauung und das Auge wird von großer Leuchtreklame beleidigt. Auch die Grünen mussten seinerzeit Stellung beziehen, als die neue Zufahrt für das Gewerbegebiet von der Gemeindevertretung beschlossen wurde. Einige von uns haben sich seinerzeit enthalten, andere haben der neuen Zufahrt jedoch trotz der Veränderung des Ortsbildes zugestimmt. Warum? Weil die vorhandene Zufahrt höchstens für das vorhandene Gewerbegebiet ausreichend gewesen wäre, nicht jedoch für den zusätzlichen Verkehr aus dem neuen Gewerbegebiet. So ergibt sich ein zwiespältiges Gefühl, welches sicherlich auch von den Gemeindevertretern der anderen Parteien mit den Grünen geteilt wird: Wir bedauern die Eingriff obwohl wir ihm zugestimmt haben und hoffen, dass die neue Straßenkreuzung keine Asphaltwüste wird, für Fußgänger und Radfahren gefahrlos zu queren sein wird und nach einigen Jahren von kräftigen Bäumen umstanden sein wird. Wir wünschen uns, dass dieser neue Ortseingang nicht der Anfang für einen großen Schilder- und Reklamewald wird. Wie gehen wir mit unserem Ortsrand um? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten und sollte das Parlament viel öfters beschäftigen. Hinter dieser Frage steht die Erkenntnis, dass Roßdorf und Gundernhausen ihren relativ angenehmen und ruhigen Ortränder für die weitere Zukunft nur dann behalten werden, wenn Gemeinde und Planer sich schon heute darum bemühen.

 

Robert Ahrnt – Die Grünen Roßdorf / Gundernhausen

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