Wie weiter mit den Kindergärten?
Die evangelische Kirche in Roßdorf hat der Gemeinde das Gebäude des evangelischen Kindergartens zum Kauf angeboten und die vergangene Gemeindevertretung hatte über diese Kaufoption zu entscheiden. Die Grünen haben aus mehreren Gründen mit der Mehrheit des Parlamentes für einen Erwerb des Gebäudes gestimmt. Es handelt sich aus unserer Sicht um ein schönes und gepflegtes Gebäude in guter Lage. Für den Straßenraum der oberen Bahnhofstraße ist die Erscheinung des Gebäudes mit dem zugehörigen Garten einschließlich Baumbestand prägend und unbedingt erhaltenswert. Der Kaufpreis wurde durch Wertgutachten gestützt, d.h. die Gemeinde könnte das Gebäude – so sie es eines Tages nicht mehr verwenden sollte – auch ohne Schaden weiterverkaufen. Das Geld für den heutigen Ankauf, berichtete die Bürgermeisterin, wird aus dem Verkauf des geplanten Kindergartengrundstücks im Baugebiet Hühnerbusch erlöst. Dort baut nun stattdessen die Haftpflichtkasse ein neues Bürogebäude. Warum verkauft die Kirche, die ansonsten ihre unbeweglichen Güter gut zusammenhält, ein solches Objekt? Der wichtigste Grund dürfte sein, dass die Kirche mit ihrem bisherigen Kindergarten im eigenen Gebäude eine höhere Belastung trägt als andere Kindergartenträger. Kirche und AWO bekommen zwar ähnliche Zuweisungen für den Betrieb des Kindergartens, der AWO wird das Gebäude jedoch von der Gemeinde gestellt, während die Kirche ihres selbst unterhalten musste. Und weil der geplante Neubau eines Kindergartens für die Kirche Anfang des Jahres ins Wasser fiel, wurde nun dieser Weg gefunden, die Kirchengemeinde zu entlasten und gleich zu stellen. Der Betrieb des evangelischen Kindergartes ist durch diesen Kauf deshalb in keiner Weise beeinträchtigt – im Gegenteil: durch die verbesserten finanziellen Bedingungen für die Kirche wird die Einrichtung stabilisiert. Soweit unsere grüne Sicht zum Kauf des Gebäudes. Das einzige, was bei uns zu Unruhe führt, ist die Ankündigung der Bürgermeisterin Frau Sprößler, dass der abgesagte Neubau des Kindergartens für die Kirche nur aufgeschoben und keineswegs entfallen sei. Und wer eins und eins zusammenzählen kann, erkennt hinter dieser Aussage schemenhaft ein neues Kindergartenkonzept, welches bisher noch nicht in der Öffentlichkeit diskutiert wurde. Wenn bei langfristig rückläufigen Kinderzahlen in Roßdorf ein Neubau nicht erforderlich ist aber trotzdem im Rathaus angestrebt wird, dann kann das nur heißen: Ein anderer Kindergarten muss geschlossen werden. Diese Kenntnis passt wunderbar zum mehrfach vorgetragenen Wunsch des Schulleiters der Justin-Wagner-Schule, den heutigen Gemeindekindergarten in das Schulgelände einzuverleiben um künftige Raumanforderungen decken zu können. Und da der Schulleiter gleichzeitig Fraktionsvorsitzender der SPD in Roßdorf ist, ist die drohende Preisgabe des kommunalen Kindergartens nach unserer Auffassung nicht unrealistisch. Und wenn Sie unseren Schlussfolgerungen bis hierher gefolgt sind, dann werden Sie verstehen, warum die Grünen beunruhigt sind. Wir finden es prima, wenn es in Roßdorf eine Kindergarten-Vielfalt gibt. Wir finden es gut, wenn AWO und Kirche zu gleichwertigen finanziellen Bedingungen eigene Angebote schaffen können und das haben wir durch den Gebäudeankauf von der Kirche nochmals bekräftigt. Wir wollen aber nicht deshalb auf einen kommunalen Kindergarten in Roßdorf verzichten. Kindererziehung ist für uns wie die Schule eine öffentliche Aufgabe, die zwar Konkurrenz verträgt, jedoch nicht vollständig auf Dritte übertragen werden sollte. Kommunale Kindergärten können genauso gut wirtschaften wie andere große Träger und sind inhaltlich nicht gebunden. Die Grünen meinen: Auf diese Freiheit sollten wir in Roßdorf nicht verzichten! Sind unsere Gedanken Kaffeesatzleserei? Wie dem auch sei, eine Diskussion zu diesem Thema sollte rechtzeitig vor den Kulissen und nicht hinter den Kulissen stattfinden.
Robert Ahrnt – Die Grünen Roßdorf / Gundernhausen
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