Hier wurde am Freitag 19.7.24 Roßdörfer Ortsgeschichte geschrieben. Die Gemeindevertretung hat ihren Antrag zur Windkraft zum zweiten Mal beschlossen. Das war nötig, weil der Bürgermeister Widerspruch eingelegt hatte.
Jetzt, mehr als zwei Wochen später, steht fest: Der Beschluss vom 21.6.24 minimal geändert am 19.7.24 hat Bestand und muss umgesetzt werden.
23 von 31 Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter hatten mit persönlicher Unterschrift trotz Sommerferien eine kurzfristige Sondersitzung der Gemeindevertretung beantragt. 34 Zuhörerinnen und Zuhörer wollten wissen, wie es denn jetzt nach dem Widerspruch des Bürgermeisters zum Beschluss vom 21.6.24 mit der Windenergie in Roßdorf weiter geht.
Sie hörten von der Berichterstatterin der Antragsstellenden Maria Bichler (SPD), dass der Gemeindevertretung keinerlei Begründung des Bürgermeisters für seinen Widerspruch vorliegt, geschweige denn die Stellungnahme des Hessischen Gemeindebundes.
Bis Norman Zimmermann die ausschließlich formaljuristischen Bedenken nur mündlich vortrug.
Das Publikum erlebte, dass es nur drei Minuten Sitzungsunterbrechung brauchte, um mit zwei geringfügigen Änderungen des vierseitigen Antrags die juristischen Bedenken aufzulösen
Ganz still wurde es im Saal als Frieder Kaufmann erklärte, er könne ausnahmsweise dem Bürgermeister in einer Feststellung voll und ganz zustimmen:
Nämlich als er den Bürgermeister zitierte, der vorher wörtlich erklärt hatte „Der Gemeinde entsteht durch den Windkraftantrag kein Schaden“.
Das sah die große Mehrheit des Publikums auch so und applaudierte lautstark. Das passiert sehr selten, aber es zeigt wie die Menschen in Roßdorf denken: Sie wollen die Windkraft.
Der so geringfügig veränderte Antrag wurde dann mit 18 Jastimmen, drei Neinstimmen und einer Enthaltung mit übergroßer parteiübergreifender Mehrheit erneut angenommen.
Wieder gab es Applaus aus dem Publikum.
Viele im Saal empfanden das als die schönste Sitzung der Gemeindevertretung seit Jahrzehnten.
Da es keinen erneuten Widerspruch des Bürgermeisters gab, muss der Antrag jetzt wortgetreu von der Verwaltung umgesetzt werden. Jeder weitere Monat Stillstand schadet der Umwelt, weil wir die Möglichkeiten der Windenergie nicht ausschöpfen. Und er kostet die Gemeinde bares Geld, weil sich jeder leicht ausrechnen kann, was Jahreserträge zwischen mindestens 100.000€ und wahrscheinlich eher 200.000€ für die Gemeindekasse im Monat bedeuten.
Die Windräder der heutigen Generation sind eben mindestens doppelt so leistungsfähig wie die von 2015 auf dem Tannenkopf.
Ein Zuhörer, der langjährig hochrangig in der Gemeinde mitgearbeitet hat, sagte:
„Jetzt kann ich endlich wieder sagen, dass ich aus Roßdorf bin, ohne dafür im ganzen Landkreis angepflaumt zu werden. Der Ruf unserer Gemeinde ist leider durch die Vorgeschichte zu dem heutigen Beschluss nachhaltig geschädigt“
Und zur angeblich schlechten Erreichbarkeit des Vorsitzenden der Gemeindevertretung konterte Heiko Hofmann kühl und trocken: „Ich war in der Woche vor der Sitzung im Urlaub. Bei meinem Stellvertreter Markus Crößmann hat weder die Verwaltung noch der Bürgermeister irgendwelche Rückfragen gestellt. Auf unserer Seite gab es kein Kommunikationsproblem.“
Den kompletten Antragstext inklusive der beiden minimalen formaljuristischen Änderungen finden Sie hier
Für die GRÜNEN Frieder Kaufmann mit der Redaktion
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