Ortskerne in Not

Wissen Sie, was ein Donut-Dorf ist?

Ein Dorf erweitert sich an den Siedlungsrändern, der ‚Schokoladenseite‘, weil dort Bauen einfacher und günstiger ist. Große Einkaufszentren entziehen dem Ortskern die Kaufkraft. Neubaugebiete dem Ortsinneren die Einwohner:innen. So entsteht in der Ortsmitte ein Loch. Abstieg und Verödung sind die Folge.

Nicht erst die Corona Pandemie setzt den Läden und damit dem Leben in den Ortskernen unserer Gemeinde dramatisch zu. Schon zuvor hat ein Ladensterben stattgefunden, Leerstand breitet sich aus, Fachhandel und Gastronomie verschwinden und immer mehr Häuser fristen ein trostloses Dasein.

 Seit dem Dorferneuerungsprogramm vor ca. 30 Jahren ging es gefühlt kontinuierlich wieder bergab.

Nicht zuletzt der Umzug der Apotheke in den Münkel macht deutlich, dass es immer weniger Anlässe gibt, das Auto mal stehen zu lassen und Erledigungen zu Fuß im Ort zu machen.

Für die Lebensqualität in unserer Gemeinde, für den sozialen Zusammenhalt, für Familien-, Kinder-/Jugend- und Seniorenfreundlichkeit und auch für Klima und Umwelt sind belebte, funktionierende Ortskerne nicht nur nützlich, sondern aus unserer Sicht unbedingt notwendig. Denn wir alle wollen hier nicht nur wohnen, sondern vor allem qualitätsvoll leben. Und dazu gehört mehr, als am Ortsrand einige wenige Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Für mehr Lebensqualität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fehlt zunehmend eine erkennbare Identität und ein kulturelles und soziales Miteinander.

Zum Wohlfühlen braucht es eine schöne Umgebung, Freunde, Vereine, ein Kulturangebot und eine gute Infrastruktur: eine lebendige Mitte.

 Deshalb muss das Thema ganz oben auf die Agenda.

Viele Städte und Gemeinden haben das bereits erkannt und arbeiten mit großer Energie an integrierten Entwicklungskonzepten, die neben dem Handel auch Arbeiten und Wohnen betrachten. Für einen nachhaltigen Erfolg müssen die Akteure vor Ort aktiviert und begeistert werden: die Geschäftsleute, Eigentümer, interessierte Bürger:innen und Initiativen, die Kommune und insbesondere die Bürgermeister:inen. Ohne sie geht es nicht. Außenstehende Fachleute werden zur Unterstützung und Beratung hinzugezogen.

 Alle zusammen arbeiten außerhalb politischer Gremien in einer Art Zukunftswerkstatt an Ideen und Strategien, um die Ortskerne wieder zu beleben und setzen diese nach und nach um. Nur so können wir auch in Roßdorf und Gundernhausen der drohenden vollständigen Verödung entgegenwirken.

Lasst uns endlich damit beginnen, bevor es zu spät ist. Aufgabe der Gemeinde ist es, für eine hohe Aufenthaltsqualität zu sorgen, z.B. durch Begrünung und einladende Sitzgelegenheiten. Die Sicherheit der Menschen, die zu Fuß, mit dem Rollstuhl, der Gehhilfe oder dem Fahrrad unterwegs sind ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Parkplätze sind notwendig, sollten aber nicht im Vordergrund stehen. Leerstand und Fehlbelegung sind mit allen Mitteln zu verhindern.

Die Einbeziehung aller Mitbürger:innen ist dabei ein Schlüssel, denn unser aller Verhalten ist nicht nur Ursache, sondern auch ein wesentlicher Teil der Lösung des Problems. Im wahrsten Sinne des Wortes stimmen wir mit unseren Füßen ab, ob es sich lohnt, in die Ortsmitten zu gehen und sie damit selbst zu beleben.

 Liebe Menschen in der Gemeinde Roßdorf:  helft unseren geschlossenen Läden, Gaststätten und Dienstleistern durch die Pandemie und nutzt ihre Bestell- und Gutscheinangebote. Die Lebendigkeit unserer Ortskerne steht und fällt mit der Bereitschaft, sie auch anzunehmen. Tragt nicht weiter zur Bereicherung großer Konzerne bei, wenn es möglich ist, das Gleiche auch hier vor Ort zu beziehen. Kauft lokal ein, macht mal einen Spaziergang zum Bäcker, zum Metzger, zum Reformhaus, zum Frischemarkt, zum Buch- oder Modeladen. Trefft euch am Anger auf einen Kaffee oder nur einen Plausch.

 Bis bald!

Für die Grünen: Monika Kammer, Ulla Bernhard, Daniela Dalpke

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